Negative Folgen für Mensch & Umwelt

Palmöl: Warum der exotische Rohstoff so umstritten ist

Palmöl wird aus dem Fleisch und den Kernen der orangeroten Ölpalmenfrüchte gewonnen. | © TAFFPIX ISTOCK
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Palmöl wird aus dem Fleisch und den Kernen der orangeroten Ölpalmenfrüchte gewonnen.

Kaum ein anderes Naturerzeugnis steht so sehr in der Kritik wie Palmöl. Welche ökologischen und sozialen Auswirkungen die Produktion des Pflanzenöls hat, wofür es eigentlich verwendet wird und auf welche Alternativen Verbraucher zurückgreifen können.

Obwohl das Image von Palmöl in den letzten Jahren stark gelitten hat, ist es das Öl, das aktuell rund um den Globus am häufigsten verwendet wird: Der tropische Rohstoff steckt in jedem zweiten Produkt, das in deutschen Supermärkten erhältlich ist, und macht rund ein Drittel der weltweit verarbeiteten Öle aus.

Was ist Palmöl überhaupt?

Palmöl ist ein pflanzliches Öl, das aus dem Fruchtfleisch und den Kernen der Ölpalme gewonnen wird. Es besteht aus 50 Prozent gesättigten, 40 Prozent ungesättigten und zehn Prozent mehrfach ungesättigten Fetten. Während die gesättigten Fettsäuren als ungesund gelten und sich negativ auf die Blutfettwerte auswirken, werden ungesättigen Fetten positive Eigenschaften nachgesagt. Da Palmöl einen hohen Anteil des Antioxidans Vitamin A (Carotin) enthält, soll es sich positiv auf die Sehkraft,die  Haut und das Immunsystem auswirken. Dem Öl werden zudem positive Effekte auf das Herz und Gehirn nachgesagt. Das ebenfalls in dem Pflanzenöl enthaltene LDL-Cholesterin wirkt sich in großen Mengen dagegen negativ auf die Gesundheit aus. Wie andere Öle und Fette sollte auch Palmöl deshalb nur in Maßen konsumiert werden.

Für was wird Palmöl verwendet?

Palmöl ist bei Raumtemperatur fest und wird erst durch Erhitzen flüssig. Diese Eigenschaft macht es besonders interessant für die industrielle Verarbeitung. Der günstige Öl lässt sich vielseitig einsetzen – nicht nur in der Lebensmittelindustrie (40 Prozent), sondern auch in der Kosmetik (17 Prozent) und bei der Energiegewinnung (41 Prozent). Entsprechend hoch ist der Bedarf an dem pflanzlichen Rohstoff.

Palmöl in der Lebensmittelindustrie

Dass Palmöl aus der industriellen Lebensmittelherstellung nicht mehr wegzudenken ist, beweist alleine die Vielzahl der Produkte, in denen es enthalten ist. Das Pflanzenöl steckt in etwa jedem zweiten Supermarktartikel: in Brotaufstrichen, Tütensuppen, Brühwürfeln, Keksen, Schokolade, Müsli, Margarine, Fertiggerichten aller Art… die Liste lässt sich unendlich weiterführen. Attraktiv für die Lebensmittelindustrie ist das Naturerzeugnis nicht nur aufgrund seines niedrigen Preises, sondern auch weil es geschmacksneutral und durch seinen hohen Schmelzpunkt einen effektiver Stabilisator ist. In der Nahrungsmittelindustrie besteht seit 2014 eine Kennzeichnungspflicht für Palmöl. Das heißt: In jedem Produkt, in dem das Öl enthalten ist, muss es explizit als Palmöl, Palmkernöl oder Öl der Ölpalme ausgewiesen werden. Zuvor war der Hinweis auf pflanzliches oder vegetabiles Öl ausreichend.

Palmöl als Kraftstoff

Den größten Anteil am weltweiten Palmölverbrauch macht die Energiegewinnung aus. Das Pflanzenöl wird Biobenzin oder -diesel beigemischt – ursprünglich mit dem Ziel, dadurch die Erdölressourcen zu schonen. Da die Anbauflächen für pflanzliche Öle wie Raps in Europa nicht ausreichen, greift man auf Soja-, Kokos- oder eben Palmöl zurück. Experten gehen mittlerweile davon aus, dass Biosprit umweltschädlicher ist als fossile Kraftstoffe. Denn die Rodung der Anbauflächen, das Anbauen, die Gewinnung und der Transport des pflanzlichen Rohstoffs setzen mehr Kohlenstoffdioxid frei als die Produktion von Erdöl. Da fast die Hälfte des weltweit hergestellten Palmöls als Kraftstoff eingesetzt wird, gibt es in diesem Bereich das größte Einsparpotenzial.

Palmöl in Kosmetik und Haushaltsprodukten

Das Pflanzenöl lässt sich zu Tensiden verarbeiten, die als waschaktive Substanzen unter anderem in Waschmitteln, Shampoos, Seifen, Duschgels und Haushaltsreinigern enthalten sind. In Cremes und Lotionen wird Palmöl oftmal als Schmiermittel eingesetzt.

So wird Palmöl angebaut und gewonnen

Der Kosum und damit auch der Anbau von Palmöl nimmt seit Jahren zu. Die Anbaugebiete für Ölpalmen haben sich seit 1990 verdoppelt und umfassen weltweit mittlerweile eine Fläche von rund 19 Millionen Hektar – das entspricht etwa der Hälfte des deutschen Bundesgebiets. Die Hauptanbauflächen für Ölpalmen liegen in Malaysia und Indonesien, wobei inzwischen auch in Afrika und Südamerika große Gebiete bepflanzt werden.

Auf den riesigen Plantagen wurden 2018 etwa 70 Millionen Tonnen Palmöl gewonnen. Im Vergleich zu anderen Ölpflanzen sind Ölpalmen besonders ertragreich: Auf einem Hektar Anbaufläche können 3,3 Tonnen Palmöl gewonnen werden. Bei Sonnenblumen liegt der Ertrag beispielsweise nur bei 0,7 Tonnen Öl pro Hektar.

Nach der Ernte werden die Palmfrüchte sterilisiert und gepresst. Das dabei gewonnene rohe Palmöl (CPO) hat eine orange Färbung, die durch den hohen Carotingehalt entsteht. Beim anschließenden Raffinieren wird das Öl entfärbt.

Warum ist Palmöl so umstritten?

Grundsätzlich ist Palmöl kein „schlechter“ Rohstoff. Die Ölpalmen können auf einer vergleichsweise kleinen Fläche angebaut werden und sind die Lebensgrundlage vieler Bauern. Auch in Nahrungsmitteln ist das Pflanzenöl kaum zu ersetzen. Wie so häufig liegt es also nicht am Produkt selbst, sondern vielmehr daran, wie und unter welchen Umständen es gewonnen wird.

Der Grund warum der Anbau von Ölpalmen so umstritten ist, liegt unter anderem an den klimatischen Vorlieben der Pflanze. Denn die Palmen, aus deren Früchten Palmöl gewonnen wird, stammen ursprünglich aus dem afrikanischen Regenwald und wachsen ausschließlich im feuchtwarmen Klima rund um den Äquator. In diesen Gebieten liegen unberührte Tropenwälder – sehr empfindliche ökologische Systeme, die eine große Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen beheimaten.

Ökologische Probleme durch den Anbau von Palmöl

Um Platz für das Anpflanzen von Ölpalmen zu gewinnen, werden große, unberührte Regenwaldflächen zum Teil illegal gerodet. Auf der asiatischen Insel Borneo beispielsweise wurden bereits 50 Prozent des Tropenwaldes für den Ölpalmenanbau zerstört. Die Rodung vertreibt nicht nur bedrohte Tier- und Pflanzenarten wie Orang-Utans und Borneo-Zwergelefanten aus ihrem natürlichen Lebensraum, sondern setzt auch eine große Menge an Kohlenstoffdioxid frei. Denn sowohl die teils jahrhundertealten Bäume als auch die torfigen Regenwaldböden speichern ungewöhnlich hohe CO2-Mengen. Werden die Bäume gefällt, fallen nicht nur wichtige Kohlenstoffsenker weg, auch Treibhausgase gelangen in die Atmosphäre. Zwar entsteht durch den Anbau von Ölpalmen neue Vegetation, die Kohlenstoff in Sauerstoff umwandelt, allerdings kompensieren die Nutzpflanzen weitaus weniger Kohlenstoffdioxid als Regenwaldbäume. Die Monokulturen laugen außerdem die Böden aus, sodass nach wenigen Jahren neue Anbaugebiete erschlossen werden müssen.

Soziale Kritik am Anbau von Palmöl

Neben den ökologischen Problemen verursacht die Herstellung von Palmöl auch soziale Probleme. Durch das Roden der Anbaugebiete verlieren Einheimische ihren Lebensraum und werden aus ihren Dörfern vertrieben. Zwar finden viele Bewohner auf den Ölpalmenplantagen Arbeit, werden in der Regel allerdings schlecht für ihren harten Job bezahlt. Zudem werden in den Monokulturen häufig Pestizide und Dünger eingesetzt, um möglichst hohe Erträge zu erzielen – die Arbeiter atmen die giftigen Dämpfe meist ungeschützt ein. Wird eine Plantage nach einigen Jahren brach gelegt, verlieren einheimische Arbeitskräfte meist ihren Job und können die ausgelaugten Böden nicht mehr für den Ackerbau nutzen.

Gibt es sinnvolle Alternativen zu Palmöl?

Auch wenn es denkbar einfach wäre: Ein simples Ersetzen von Palmöl durch andere Pflanzenöle, etwa Raps-, Soja-, Sonnenblumen- oder Kokosöl, ist nicht die Lösung des Problems. Denn wie bereits erwähnt benötigen andere Ölpflanzen ein Vielfaches an Platz, um die gleichen Ölmengen zu gewinnen. Dadurch würde man größere Anbauflachen benötigen, was laut der Natur- und Artenschutzorganisation WWF noch schlimmere Auswirkungen auf die Natur hätte als der Anbau von Ölpalmen. Sinnvoller als die Suche nach Alternativen ist es deshalb, den Konsum von Palmölprodukten einzuschränken und sich dafür einzusetzen, den Anbau umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten.

Weniger Palmöl: Das können Verbraucher tun

Um die Probleme, die der Anbau von Ölpalmen verursacht, zu reduzieren, müssen seine ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen angepasst werden. Zwar gibt es aktuell bereits Zertifizierungen, die fair angebautes Palmöls kennzeichnen, sie sind allerdings nicht ausreichend. So wurde von Palmölherstellern und dem WWF das Palmöl-Siegel RSPO gegründet, das für ein nachhaltigeren Anbau wirbt. Allerdings ist das Label umstritten, da es Rodungen des Regenwaldes nicht ausschließt.

Dennoch ist es ein guter Anfang, bevorzugt Produkte zu kaufen, die Palmöl aus biologischem, nachhaltigen Anbau enthalten. So sind durchaus Produkte erhältlich, bei denen das Palmöl explizit in Gebieten ohne Wälder angebaut wurde. Besonders wichtig ist es, die Hersteller in die Pflicht zu nehmen und sie dazu zu bewegen, auf Monokuluren verzichten, keine Regenwälder zu roden und die Bauern fair zu entlohnen. 

Wer sich bewusst mit dem Thema Palmöl im Alltag beschäftigt und darauf achtet, den Konsum von Palmölprodukten zu reduzieren, trägt dazu bei, die Probleme zumindest im Kleinen anzugehen. Mit diesen Tipps reduzieren Sie Ihren Palmölkonsum im Alltag:

  • Verzichten Sie auf Treibstoffe mit pflanzlichen Ölen.

  • Kaufen Sie frische Lebensmittel und kochen Sie selbst, denn in Fertiggerichten steckt besonders oft Palmöl.

  • Nehmen Sie die Zutatenliste von Lebensmitteln, Kosmetik- und Haushaltsprodukten genau unter die Lupe. Spezielle Apps wie Codecheck erleichtern es, die Inhaltsstoffe zu verstehen.

  • Bevorzugen Sie biologisch und regional hergestellte Öle – das spart Transportkosten und verhindert die Rodung weiterer Regenwälder.

  • Sie haben Haustiere? Auch in Tierfutter versteckt sich oft Palmöl. Achten Sie deshalb auch hier auf die Inhaltsstoffe und kaufen Sie bevorzugt palmölfreie Produkte.