Fastenkur nach Johann Schroth

Schrothkur: So funktioniert das Naturheilverfahren

Neben Kräutertees und Wasser gibt es während der Schrothkur nur leichte, reizarme Kost aus gekochtem Gemüse, Obstkompott, Breie aus Reis, Graupen und Gries sowie frische Kräuter. | © Getty Images | Sidekick
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Neben Kräutertees und Wasser gibt es während der Schrothkur nur leichte, reizarme Kost aus gekochtem Gemüse, Obstkompott, Breie aus Reis, Graupen und Gries sowie frische Kräuter.

Die Fastenkur nach Johann Schroth soll den Körper entgiften und das Gewicht reduzieren – ihr gesundheitlicher Effekt ist dennoch umstritten. Wir erklären Ablauf, Ziele und (Neben-)Wirkungen der Schrothkur.

Kurz gesagt: Was ist eine Schrothkur?

Viele vermuten hinter der Schrothkur eine Art "Körnerkur", dabei leitet sich der Name des Naturheilverfahrens von seinem Begründer, dem schlesischen Fuhrmann Johann Schroth (1798-1856), ab. Die Schrothkur basiert auf den Prinzipien des Heilfastens und wird von ihren Anhängern zur Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) gezählt – genauso wie die Kneipp-Medizin oder die Homöopathie. Es handelt sich um eine zeitlich begrenzte, meist dreiwöchige Fastenkur, die den Körper entgiften und entsäuern soll. Hierfür stützt sich die Schrothkur auf vier Säulen:

  1. eine kalorienreduzierte, basische Diät

  2. Trinken und Nichttrinken im Wechsel

  3. Wärme und Kälte in Form von Schrothwickeln

  4. eine Kombination aus Ruhe und Bewegung

Ursprung der Schrothkur

Johann Schroth entwickelte die Kurmethode um 1820 im Selbstversuch, nachdem sein Knie durch einen Huftritt so stark verletzt wurde, dass es versteifte. Durch Schonung und nasskalte Umschläge erzielte er eine deutliche Besserung und kam zu der Schlussfolgerung: „In feuchter Wärme gedeiht Holz, Frucht und Wein, selbst Fleisch und Bein.“ Zudem beobachtete er, dass kranke Pferde während ihrer Genesung wenig trinken und nicht fressen. Das schien ihm das Rezept für eine schnelle Heilung zu sein und er übertrug die Prinzipen – wenig Nahrung, wenig Flüssigkeit, nasse Wickel und Schonung – auf den kranken Menschen. Noch heute, fast 200 Jahre später, sind das die Grundpfeiler der nach ihm benannten Schrothkur.

Die vier Säulen der Schrothkur im Überblick

Natürliche Reize und Gegensätze in Form von Ernährung und Nahrungsenthaltung, Trinken und Nichttrinken, Wärme und Kälte, Bewegung und Ruhe, Licht und Luft sollen die Kur zu einem ganzheitlichen Gesundheitserlebnis machen. 

1. Säule: Schroth'sche Ernährung

Die Schroth-Diät ist das Herzstück der Fastenkur und basiert auf den Grundsätzen des Heilfastens. Der Fastende bekommt eine kalorienreduzierte (etwa 500 bis 700 Kilokalorien pro Tag), salzlose, überwiegend basische Kost ohne tierische Eiweiße und Fette (vegan). Sie soll so reizarm wie nur möglich sein, um den Verdauungsprozess unbelastet ablaufen zu lassen. Folglich ist der Verzehr von Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten während der Kur nicht erlaubt. Anstatt Rohkost stehen also gekochtes und gedünstetes Gemüse und Obst in Form von Kompotten auf dem Speiseplan. Daneben werden Reis, Graupen, Grieß, getrocknete Pflaumen und Aprikosen sowie trockene Brötchen oder Kurgebäck gereicht. Gewürzt wird mit frischen Kräutern.

Auch wenn die ersten Fastentage etwas Disziplin erfordern, stellt sich der Körper schnell auf die veränderte Nahrungszufuhr ein. Der Körper konzentriert dann den größten Teil seiner Energie auf die Entschlackung und Entgiftung und das Hungergefühl lässt nach. 

2. Säule: Schroth'sche Packungen

Zur Schrothkur gehören neben der speziellen Ernährung auch feuchtkalte Wickel, sogenannte „Schroth'sche Packungen“. Der „Schrothler“ wird in den frühen Morgenstunden mit einer Tasse Kräutertee geweckt, um anschließend in feuchte Leintücher gewickelt und mit trockenen warmen Packbetten zugedeckt zu werden. Um eine rasche Erwärmung zu erzielen, werden Wärmflaschen mit in die Packung gegeben. Schon nach kurzer Zeit fängt man an zu schwitzen, was Durchblutung und Stoffwechsel anregt. Schroth-Anhängern zufolge stärken die Dunstwickel nicht nur die körpereigenen Abwehrkräfte und tragen zur Entspannung bei, sondern helfen von außen bei der Entgiftung des Körpers. Die Schadstoffe werden über das Schwitzen ausgeschieden.

3. Säule: Schroth'sche Trinkverordnung

Die täglich aufgenommene Flüssigkeitsmenge variiert rhythmisch. Bei der klassischen Schrothkur gibt es drei Trockentage, an denen wenig getrunken wird, abwechselnd mit je zwei „kleinen“ und zwei „großen“ Trinktagen, an denen bis zu 1,5 Liter Flüssigkeit aufgenommen werden. Neben Tee, Mineralwasser und Fruchtsäften sind auch trockene Weine erlaubt.

Der rhythmische Wechsel von Trink- und Trockentagen soll den Selbstheilungsprozess des Körpers zusätzlich anstoßen. Nach Johann Schroth ziehen Trockentage Gift- und Schlackenstoffe aus dem Gewebe, welches an Trinktagen durch die erhöhte Flüssigkeitszufuhr aus dem Körper „gespült“ und über Nieren, Darm und Haut ausgeschieden werden. Dieser als Gewebsdrainage bezeichnete Effekt wird durch die Kurpackungen und die stoffwechselentlastende Schroth-Diät unterstützt.

Flüssigkeitszufuhr in den verschiedenen Trinkphasen der Schrothkur:

  • Trockentage: 1 Glas Tee, 1 Glas Obstsaft mit einem Wacholderschnaps

  • Kleine Trinktage: maximal ein halber Liter Flüssigkeit

  • Große Trinktage: maximal 1,5 Liter Wasser, Tee oder Säfte (die Flüssigkeitsmenge kann individuell angepasst werden)

An den Trockentagen (Montag, Mittwoch und Freitag) gibt es zunächst morgens vor dem Dunstwickel den üblichen Kräutertee. Nach der Packung ist ein weiteres Glas Tee mit Kurgebäck erlaubt und erst abends gibt es ein Glas Obstsaft. An Trinktagen (Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag) darf Flüssigkeit in Form von Wasser, Kräutertees, Säften und trockenem Kurwein aufgenommen werden. Nach Johann Schroth wecke der Alkohol durch seine entwässernde Wirkung Krankheitsstoffe „aus dem Schlaf“ und entferne sie aus dem Körper. Dem Wacholderschnaps schreibt er eine ähnliche Wirkung zu.

4. Säule: Ruhe und Bewegung

Der Wechsel von Ruhe und Bewegung unterstützt den Entgiftungsprozess und steigert gleichzeitig das seelische Wohlbefinden. Die Ruhephase, die sich an Trockentagen anbietet, gibt dem Körper die Möglichkeit, sich zu regenerieren. Körperliche Anstrengung ist nicht erlaubt. Entspannungseinheiten mit Meditation, Yoga, Qi Gong und Autogenem Training ermöglichen, sich auf den eigenen Körper zu konzentrieren und Stress abzubauen. Um den Stoffwechsel anzuregen soll an Trinktagen wiederum moderater Sport getrieben werden. Wie man sich sportlich betätigt, ist jedem selbst überlassen: Wandern, Nordic Walking, Golfen, Langlaufen – die Auswahl ist riesig.

Ziel der Schrothkur: Entschlackung und Entgiftung

Bei der Schrothkur steht die Gesundheit des Kurenden im Vordergrund. Deswegen ist das Hauptziel der zwei- bis vierwöchigen Fastenkur die Entgiftung, Entschlackung und Reinigung des Körpers unter anderem von Stoffwechselrückständen, Cholesterin und Harnsäure. Das soll die Selbstheilungskräfte des Körpers auf Vordermann bringen und die Stoffwechselwerte verbessern. Die Gewichtsreduktion ist „nur“ ein positiver Nebeneffekt, weswegen die Schrothkur auch bei Übergewicht zur Anwendung kommt.

Indikation und Kontraindikation: Wann ist eine Schrothkur sinnvoll? 

Der Deutsche Schrothverband nennt über 20 Krankheitsbilder, die eine Schrothkur positiv beeinflussen kann: von Stoffwechselstörungen über Gicht, Rheuma und Hautkrankheiten wie Schuppenflechte oder Akne bis hin zu Allergien, Migräne und Burnout. Auch bei Typ-2-Diabetes, Magen-Darm-Erkrankungen und Bluthochdruck soll eine Fastenkur nach Johann Schroth helfen. Mediziner zweifeln die Berechtigung dieser Indikationen allerdings an.

Auf keinen Fall geeignet ist eine Schrothkur bei:

  • Schwangerschaft

  • Krebserkrankungen

  • Nierenfunktionsstörungen

  • Tuberkulose 

  • Leberzirrhose

  • Schilddrüsenüberfunktion

Risiken und Kritik

Auch wenn ihre Anhänger auf die positiven Effekte der Schrothkur schwören, ist ihre Wirksamkeit nicht wissenschaftlich belegt. Das Verfahren basiert auf naturheilkundlichen Theorien, nicht auf medizinischem Wissen. Insbesondere die klassische Schrothkur wird von Ärzten und Ernährungswissenschaftlern abgelehnt und teilweise als gesundheitsschädlich eingestuft. Auch nach Stiftung Warentest sei die Fastenkur als Mittel zur Gewichtsreduktion „wenig geeignet“. Die wesentlichen Kritikpunkte sind:

  • Die Schroth'sche Diät ist eine Mangelernährung und kann durch den Proteinverzicht zu Muskelschwund und Leistungsabfall führen. Außerdem kommt es zu einem Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen.

  • Die Flüssigkeitszufuhr an den Trockentagen ist zu gering und dadurch eine enorme Stoffwechselbelastung, langfristig sogar gesundheitsschädlich.

  • Da Alkohol den Kreislauf und die Leber belastet, ist er als Bestandteil einer Kur abzulehnen. Außerdem wirkt er harntreibend.

  • Das Konzept der Entgiftung und Reinigung des Körpers von Schlacken hat keine wissenschaftliche Grundlage. Der Körper scheidet zu jeder Zeit Schadstoffe über die Nieren aus – vorausgesetzt ihm steht genügend Flüssigkeit zur Verfügung.

  • Die Entwässerungswirkung der Schrothkur ist zu stark.

  • Da die stark reduzierte Kalorienzufuhr stark in den Stoffwechsel eingreift, läuft der Körper im „Hunger-Modus“. Wird nach der Kur wieder normal gegessen, tritt der ungeliebte Jo-Jo-Effekt ein.

Die modifizierte Schrothkur

Um die negativen Aspekte der klassischen Schrothkur zu vermeiden, wurde das Naturheilverfahren mittlerweile mehrfach modifiziert und modernen ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechend angepasst. Anstatt der strengen Kurkost bekommt der Fastende eine ausgewogene Mischkost. Auch die Kalorienzufuhr wurde erhöht, um den Jo-Jo-Effekt nach der Schroth-Diät zu minimieren. Außerdem wurde die Flüssigkeitszufuhr an den Trockentagen erhöht. Auf hochprozentige Schnäpse wird hingegen verzichtet, da erwiesen ist, dass der bisher gereichte Wacholderschnaps keinerlei positive Wirkung auf den Entwässerungsprozess hat.

Wo kann man „schrothen“?

Die Schrothkur wird in der Regel nicht zu Hause, sondern stationär durchgeführt. Der Kurort Oberstaufen im Oberallgäu ist das einzige offiziell anerkannte Schroth-Heilbad in Deutschland. Aber auch an der Ostsee und im österreichischen Obervellach kann „geschrothet“ werden. Für jedes Budget und jeden Anspruch ist das passende Angebot dabei: von Kurheimen über Gästehäuser und Sanatorien bis hin zu 5-Sterne-Hotels. Wichtig ist, dass die Schrothkur ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt wird. Eine Anwendung alleine zu Hause ist nicht empfehlenswert.

Fazit zur Schrothkur: Gesund oder nicht?

Während die Fastenkur nach Johann Schroth früher zur Behandlung von Krankheiten genutzt wurde, kommt sie heute meist präventiv oder als Diät zur Gewichtsreduktion zum Einsatz. Wie bei den meisten Fastenkuren nimmt auch der „Schrothler“ automatisch ab. Da es sich jedoch nur um eine Umstellung auf Zeit und keine dauerhaft anwendbare Ernährungsform handelt, ist es – wie bei den meisten Fastenkuren – schwierig, das erreichte Gewicht zu halten. Und genau da liegt der Schwachpunkt des Schroth-Fastens: Wer Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck langfristig in den Griff bekommen will, muss seinen Lebensstil und seine Ernährungsweise dauerhaft umstellen. Die (modifizierte) Schrothkur kann dafür jedoch nur den Anstoß geben. Um einen Dauererfolg zu erzielen, bedarf es einer weiterführenden Ernährungsberatung und einer ständigen Gewichtskontrolle im Alltag.

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