Oktober ist Brustkrebsmonat

Diagnose Brustkrebs: So können Sie Angehörige unterstützen

Paar unterstützt sich | © Getty Images/AsiaVision
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Es gibt verschiedene Methoden, Möglichkeiten und Wege, wie man selbst lernen kann, mit der Diagnose Brustkrebs umzugehen.

Diagnose Brustkrebs. Und plötzlich scheint die ganze Welt aus den Angeln gehoben und auf den Kopf gestellt zu sein. Was wichtig war, rückt in den Hintergrund. Was selbstverständlich war, wird unverzichtbar. Betroffene müssen ihr Leben neu sortieren, sie selbst neu orientieren, ihre Prioritäten neu ordnen, sich selbst wiederfinden und lernen, mit ihren Lebensbedingungen umzugehen. Aber was ist mit den Angehörigen? Wie können Freunde und Familie mit der Diagnose umgehen? Wie kann man als Angehörige unterstützen? Welche Rolle spielt man als Freund*in?

Krankheitsverarbeitung - selbstständig und mit der Hilfe von außen

Nach der Diagnose beginnt neben der Krankheitsbehandlung und -bekämpfung auch der Prozess der Krankheitsverarbeitung. Expert*innen nennen es auch Coping. Es gibt verschiedene Methoden, Möglichkeiten und Wege, wie man selbst lernen kann, mit der Diagnose umzugehen. Die goldene Regel gibt es dabei nicht. Während es den einen hilft grundsätzlich positiv zu denken, müssen andere viel über ihre Krankheit reden. Manche nehmen gerne professionelle Hilfe in Anspruch. Andere bevorzugen mit Angehörigen zu sprechen. In jedem Fall lohnt es sich, mehrere seiner Optionen zu kennen und anzuprobieren, bevor man sich für einen Weg entscheidet. Auch dabei können Freunde und Familie helfen, indem man sich informiert und dem*der Patient*in unterschiedliche Möglichkeiten der Krankheitsverarbeitung aufzeigt. 

Darüber hinaus gibt es noch mehrere große und kleine Hilfestellungen, die man als Angehörige:r leisten kann.

Diagnose Brustkrebs: Was können Freunde und Familie tun?

Mit der Diagnose kommt die Angst vor der Zukunft. Für alle. Ob man selbst betroffen ist oder als Familienmitglied, Partner*in oder Freund*in, die düstere Vorstellung der Zukunft macht allen auf andere Weise Angst. Während die einen dann unbedingt helfen wollen, verfallen die anderen in Unsicherheit und Ohnmacht. Grundsätzlich gilt, wenn man sich nicht in der Lage fühlt zu helfen, muss dies keiner tun. Wenn die eigene Angst allzu groß wird und an Panik grenzt, dann darf man sich selbst schützen. Wer hingegen helfen will, der kann sich an folgenden Punkten orientieren.

1. Nachfragen und zuhören, reden und teilen

Wer sich unsicher ist, wie und ob man helfen kann, der fragt den*die Patien*in am besten selbst. Egal welches Verhältnis man zueinander hat, es kann nämlich ganz schön knifflig sein zu spüren, was ein*e Betroffene*r braucht. 

Ein offenes Gespräch hilft beiden Seiten. Brustkrebs-Patient*innen können klar kommunizieren, was ihnen hilft, was sie sich wünschen und was sie brauchen. Angehörige dürfen aber auch aussprechen, wie sie fühlen, was ihnen Angst macht und wie sie am besten helfen können.

Egal ob in der Familie, unter Paaren oder Freunden, viele ehemalige Betroffene davon, wie offene Gespräche und das gemeinsame Überwinden einer schweren Krise sie näher zusammengebracht hat.

2. Beratungs- und Hilfsangebote für Angehörige 

Indem man sich selbst helfen lässt, ist man auch viel mehr in der Lage dem*der Betroffenen zu helfen. So können auch Angehörige sich gegenseitig unterstützen und ihre Erfahrungen miteinander teilen. Es gibt verschiedene Programme und Angebote, durch welche Familienmitglieder und Freunde von Brustkrebspatient*innen einander emotional, körperlich oder sozial unterstützen können. 

Von online frei zugänglichen Info Plattformen oder Foren, bis hin zu offline Hilfsgruppen gibt es ein vielseitiges Angebot. Recherchieren und ausprobieren lohnt sich. Auch wenn man selbst nicht unbedingt auf Hilfe angewiesen ist, so kennt man vielleicht eine*n Angehörige*n die*der Hilfe braucht, sie selbst aber nicht findet.

3. Da sein und Gefühle zeigen

Wissenschaftliche Studien belegen, wie wichtig Anteilnahme für Krebspatient*innen ist, vor allem langfristig. Auch wenn es schwer bis unmöglich ist nachzuempfinden, wie ein*e Betroffene*r sich selbst fühlt, sind Zuwendung und Mitgefühl, Präsenz und Anteilnahme essentiell im Bewältigungsprozess der Krankheit.

Wer verunsichert ist, dem raten Experten immer wieder: Es ist weniger wichtig, was man sagt. Wichtig ist zu zeigen, dass man da ist. Sowohl bei Patienten selbst als auch bei anderen Angehörigen. Beide brauchen Sicherheit, um sich öffnen zu können.

Deshalb kann man beiden tiefgreifend weiterhelfen, indem man den ersten Schritt macht. Man bietet an zuzuhören. Man kommuniziert, dass man da ist. Man verspricht, einen Safe Space zu bewahren. Oder man öffnet das Gespräch, indem man über seine eigenen Gedanken und Gefühle spricht. 

Ein weiterer wichtiger Rat von Experten: Alle brauchen Geduld. Sowohl Angehörige als auch Patient*innen brauchen Zeit, um ihre Gedanken zu sortieren, ihre Gefühle einzuordnen und auch, um nach Gesprächen zu reflektieren. Kurz nach der Diagnose können viele oft noch keine Zuwendung annehmen oder Gespräche richtig wertschätzen.

4. Akzeptieren und zulassen

Dies kann manchmal besonders schwer sein, aber es ist wichtig, die Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit eines Patienten zu akzeptieren. Egal ob es darum geht, wie ein*e Patient*in den eigenen Alltag selbstständig meistert, oder um Entscheidungen zu Behandlungsmethoden, in jedem Fall kann man über kleine und große Entscheidungen sprechen, muss am Ende aber die Entscheidung der Patient*in akzeptieren.

Ebenso wird man als Angehörige*r Veränderungen akzeptieren müssen. Sowohl Patient*innen, als auch besonders nahestehende Angehörige werden sich verändern und somit oft auch das Verhältnis zueinander. Der Krankheitsverlauf und die Krankheitsverarbeitung werden durch Höhen und Tiefen führen. Hoffnung und Rückschläge zeichnen die Beziehung zueinander. Die Bedürfnisse werden sich im Laufe der Zeit auf beiden Seiten immer wieder verändern. Selbst Phasen, wenn Angst in Wut und Aggression umschlagen, muss man dann hinnehmen und aushalten. Bis zu dem Punkt wo man sie selbst händeln kann selbstverständlich. 

5. Reagieren und anpassen

Auch wenn der:die Patient*inn bisher nach Zuwendung und Aufmerksamkeit verlangt hat, mag sich das vielleicht schnell ändern. Umgekehrt ziehen sich manche am Anfang zurück und brauchen später Zeit zum Reden. In jedem Fall hilft man, indem man flexibel bleibt und sich den Bedürfnissen der Betroffenen, aber auch der Angehörigen anpasst. Sodass man sich an einem Tag ganz sorgenfrei geben kann und am nächsten das Gefühlschaos bewältigen muss. 

Diagnose Brustkrebs: Was man als lieber nicht tun sollte

  • Tipps und selbst gutgemeinte Ratschläge sind fehl am Platz, wenn sie unaufgefordert kommen. Egal ob an Angehörige oder Patient*innen gerichtet, Ratschläge sollte man nur dann geben, wenn man darum gebeten wird.

  • Druck sollte unter allen Umständen vermieden werden. Das gilt auch, wenn man Optimismus verbreitet. Indem man Patienten oder Angehörige dazu auffordert, "positiv zu denken", setzt man sie nämlich auch unter Druck. Genauso wenn man ihnen sagt, sie sollen “kämpfen” oder “stark sein”. 

  • Nachfragen wie man entlasten oder helfen kann ist immer erlaubt, bevormunden ist aber tabu. Wenn jemand keine Hilfe oder Unterstützung annehmen kann oder will, dann muss man diese Entscheidung auch akzeptieren.

  • Gekränkt oder beleidigt sein ist jetzt ebenfalls fehl am Platz. Wenn Angehörige von ihren Gefühlen und ihrer Angst überwältigt werden, dann können sie schon mal hart und zurückgewiesen sein. Davon sollte man sich aber nicht einschüchtern lassen und sollte die Reaktion erst recht nicht persönlich nehmen.

  • Ein absolutes No Go, mit dem keinem geholfen ist: Sich selbst zu überlasten. Viele Angehörige machen den Fehler, sich selbst extrem stark zu geben, um niemandem zur Last zu fallen, um eine Stütze oder der sprichwörtliche Fels in der Brandung zu sein. Nur kann niemand diese Rolle ewig spielen. Manche knicken früher ein, andere später. Aber alle brauchen Momente der Schwäche. Helfen geht nämlich nur, wenn man selbst die Kraft dafür aufbringt. Deshalb ist es extrem wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und zu bewahren, auch als Angehöriger Hilfe in Anspruch zu nehmen und über Gefühle, Ängste, Bedürfnisse und Gedanken zu sprechen.

Brust abtasten: Schritt für Schritt erklärt

Frau tastet ihre Brust ab | © shutterstock / 9nong