Medizinische Früherkennung

Checkliste ab 40: Die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen für Frauen & Männer

Paar ist gemeinsam bei der Krebsvorsorge beim Arzt | © GettyImages/courtneyk
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Vorsorge ist wichtig: Welche Gesundheits-Checks zur Früherkennung Frauen und Männer wahrnehmen sollten.

Polypen am Darm, die eine mögliche Vorstufe von Krebs sind, und andere gesundheitlich bedenkliche Veränderungen verursachen meist lange keine körperlichen Beschwerden. Mit zunehmendem Alter wird es deshalb immer wichtiger, regelmäßige Vorsorgetermine beim Arzt wahrzunehmen, um ernste Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Ab wann welche Checks für Frauen und Männer sinnvoll sind und welche Kosten die Krankenkasse übernimmt. 

Medizinische Früherkennung: Warum ist Vorsorge so wichtig?

Wer möglichst lange ein gesundes Leben führen will, sollte neben einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung auch an regelmäßige Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen im Rahmen der medizinischen Früherkennung denken. Denn ernstzunehmende Erkrankungen wie Krebs oder andere körperliche Veränderungen, die medizinisch behandelt werden sollten, machen sich mitunter erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkbar. Oft wirken sich eine frühzeitige Diagnose und Behandlung jedoch positiv auf die Prognose aus.  

Zusätzlicher Pluspunkt der Vorsorgeuntersuchungen: Viele Krankenkassen bieten spezielle Bonus-Programme an. Wer seine Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrnimmt, wird mit einer Prämie belohnt und bekommt beispielsweise einen Teil der Krankenkassenbeiträge zurückerstattet.

Krebsprävention: Die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen für Frauen und wann die Krankenkasse zahlt

Krebs ist tückisch, egal um welche spezifische Art es sich dabei handelt. Denn bei einem Großteil der Krebserkrankungen bemerken Betroffene die Beschwerden erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium, wenn eine Behandlung möglicherweise nur noch geringe Erfolgschancen verspricht. Daher sind vorbeugende Untersuchungen zur Krebsprävention besonders wichtig, um im Fall einer Erkrankung in einem möglichst frühen Stadium eingreifen zu können und so die Aussicht auf Heilung zu erhöhen. Präventivmaßnahmen zur Früherkennung von Krebserkrankungen gehören deshalb zu den Leistungen, die ab einem bestimmten Alter von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.

Brustkrebs

Die häufigste Krebsart bei Frauen ist Brustkrebs. Alleine in Deutschland erkranken laut Zentrum für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut 70.000 Frauen jährlich am sogenannten Mammakarzinom. Tückisch an dieser Krebsart ist, dass sie lange Zeit keine spürbaren Symptome verursacht und deshalb oft erst bei routinemäßigen Kontrollen oder mithilfe spezieller technischer Verfahren diagnostiziert werden kann. Das Abtasten der Brust zur Brustkrebsfrüherkennung beim Gynäkologen gehört ab dem 30. Lebensjahr zu den jährlichen Pflichtvorsorgeuntersuchungen. Ab 30 steht Patientinnen eine erweiterte Krebsprävention zu: Der Frauenarzt tastet Brust und Achselhöhlen ab und informiert die Patientin darüber, wie sie zu Hause selbst ihre Brust auf Auffälligkeiten überprüfen kann. 

Ab 50 steigt in der Regel das Brustkrebsrisiko enorm, weshalb du spätestens dann (bestenfalls aber bereits ab dem 35. oder 40. Lebensjahr) regelmäßig zur Vorsorge gehen solltest: Bei einer Mammographie wird die Brust aus mehreren Perspektiven per Röntgenstrahlung aufgenommen. So können Knoten, Tumore und Gewebeveränderungen sichtbar gemacht werden. Zudem wird eine Mammographie durchgeführt, wenn beim Abtasten der Brust abnormale Veränderungen aufgefallen sind und das betroffene Brustgewebe genauer untersucht werden muss. Bei Frauen mit besonders dichtem Brustgewebe ist es manchmal empfehlenswert, die Brust zusätzlich mit Ultraschall (Sonographie) zu untersuchen. 

Brust abtasten: Schritt für Schritt erklärt

Frau tastet ihre Brust ab | © shutterstock / 9nong

Das Abtasten der Brust einmal pro Jahr sowie die Anamnese zu Erkrankungen in der Familie werden ab 30 erstattet, bei Frauen ab 50 alle zwei Jahre eine Mammographie. Bei dichtem Brustgewebe und bei einem konkreten Verdacht auf Brustkrebs bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen darüber hinaus eine Sonographie. In manchen Krankenversicherungstarifen ist der Brustultraschall sogar als normale Zusatzleistung enthalten. 

Wenn es in deiner Familie bereits Fälle von Brustkrebs gab, ist es ratsam eine Krankenversicherung zu wählen, die bereits vor dem 50. Lebensjahr zusätzliche Präventionsmaßnahmen übernimmt und erweiterte Verfahren wie beispielsweise Gentests anbietet. 

Gebärmutterhalskrebs

Nach Brustkrebs ist Gebärmutterhalskrebs, das sogenannte Zervixkarzinom, bei Frauen weltweit die zweithäufigste Krebsart. Zur Prävention von Gebärmutterhalskrebs wird jungen Mädchen bis 14 Jahren beziehungsweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr eine Impfung empfohlen, die eine Zellveränderung der krebsauslösenden HP-Viren (humane Papillomviren) verhindern kann. Dieses Virus wird hauptsächlich beim Sex übertragen. 

Ab dem 20. Lebensjahr sollte dann einmal jährlich die Krebsvorsorge beim Gynäkologen wahrgenommen werden, was in der Regel durch einen sogenannten PAP-Test erfolgt – einem Abstrich der Zellen des Muttermundes und Gebärmutterhalses – sowie mit einer Tastuntersuchung der äußeren und inneren Geschlechtsorgane. Der PAP-Test ist mittlerweile umstritten und wird von Kritikern als nicht ausreichende Präventionsmaßnahme deklariert: Bei dieser Methode kann es zu Ungenauigkeiten und Fehlern kommen, durch die eventuell abnormale Zervixzellen unbemerkt bleiben oder ein Befund zwar positiv ausfällt, aber nicht eindeutig zu analysieren ist.

Frauen ab 30 empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) seit 2008 daher, ergänzend zum PAP-Test die Gebärmutter mit einem zusätzlichen HPV-Test untersuchen zu lassen: Mit diesem Abstrich lassen sich Zellveränderungen besser feststellen, die durch eine akute Infektion mit humanen Papillomviren(HPV) ausgelöst wurden.

Die Schutzimpfung gegen Gebärmutterhalskrebs wird bei Mädchen bis zum 14. Lebensjahr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Einmal jährliches Abtasten der inneren und äußeren Geschlechtsorgane und ein Abstrich per PAP-Test sind in den Leistungen aller gesetzlichen und privaten Krankenkassen für Frauen ab 20 Jahren enthalten. Bei Auffälligkeiten oder im Zuge einer Gebärmutterhalskrebs-Operation wird ein zusätzlicher HPV-Test von den Kassen erstattet. Geschieht dies aber auf Wunsch der Patientin und ohne begründeten Verdacht, müssen die Behandlungskosten zwischen 50 und 80 Euro selbst übernommen werden. Seit 2018 können Frauen ab 35 alle drei Jahre auf Kosten der Krankenkasse eine Kombination aus PAP- und HPV-Test zur Früherkennung wahrnehmen.

Hautkrebs

Hautkrebs ist in der Regel heilbar, sofern er rechtzeitig erkannt wird. Bleibt die Krebserkrankung jedoch lange Zeit unbemerkt, können sich die bösartigen Melanome bei schwarzem Hautkrebs auch auf andere Organe ausbreiten. Und auch der eigentlich gutartige weiße Hautkrebs kann bösartige Krebsgeschwüre hervorrufen. Für Menschen mit vielen Leberflecken ist es deshalb empfehlenswert, schon vor dem 35. Lebensjahr, ab dem gesetzliche Krankenkassen in der Regel alle zwei Jahre eine kostenlose Früherkennung ermöglichen, und in kürzeren Zeitintervallen zur Kontrolle zu gehen, da das Risiko einer gesundheitlich bedenklichen Veränderung des betroffenen Hautgewebes in diesem Fall hoch ist.

Bei einem Hautkrebs-Screening untersucht der Dermatologe die Haut des Patienten mit bloßem Auge von Kopf bis Fuß, um Auffälligkeiten und verdächtige Muttermale, Leber- oder Pigmentflecke zu identifizieren. Die modernere Untersuchungsmethode mit einem Auflichtmikroskop (Dermatoskop), einer speziellen Lupe, wird bislang nur von wenigen gesetzlichen Krankenkassen übernommen und bei den meisten Hautärzten erst auf Wunsch des Patienten durchgeführt.

Alle gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Hautkrebs-Früherkennung ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre, in Ausnahmefällen (etwa wenn in der Familie des Patienten bereits Hautkrebsfälle bekannt sind) auch schon vorher. Die Untersuchung mit dem Auflichtmikroskop zusätzlich zur optischen Kontrolle ist keine Standardleistung und muss in den meisten Fällen von den Patienten aus eigener Tasche bezahlt werden. Diese Vorsorgemaßnahme ist bei einer verstärkten Neigung zu Leberflecken und Muttermalen sowie genetischer Vorbelastung bereits ab 20 Jahren empfehlenswert. 

Darmkrebs

Allein in Deutschland erkranken jährlich über 80.000 Menschen an Darmkrebs. Bei bekannten Darmkrebsfällen in der Familie ist die regelmäßige Vorsorge bereits ab dem 30. Lebensjahr empfehlenswert. Zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen zählt ab dem 50. Lebensjahr die Kostenübernahme für eine Stuhlprobe pro Jahr, durch die veränderte Zellen und Rückstände von Blut festgestellt werden können. Diese Präventivmaßnahme solltest du spätestens mit Anfang 50 wahrnehmen, da das Darmkrebsrisiko ab diesem Alter steigt. Eine zusätzliche Darmspiegelung kann bei einer entsprechenden Krankheitsvorgeschichte, Darmbeschwerden oder Verdacht auf Erkrankungen Aufschluss darüber geben, ob beispielsweise krankhafte Polypen im Darm vorliegen. Ab 55 beinhaltet die kostenfreie Gesundheitsvorsorge der gesetzlichen Krankenkassen alle zehn Jahre eine Darmspiegelung (Koloskopie).

Wichtige Krebsvorsorgeuntersuchungen für Männer

Viele Männer scheuen sich vor dem Thema Vorsorge und gehen erst dann zum Arzt, wenn Symptome bereits ausgeprägt sind. Dabei sind gerade bei einer frühzeitigen Diagnose die Heilungschancen höher und der Krebs möglicherweise besser behandelbar. Die regelmäßige Vorsorge sollte daher keinesfalls aufgeschoben werden.

  1. Prostatakrebs

    • Ab 45 Jahren: Früherkennung durch einen PSA-Test (Prostataspezifisches Antigen) und/oder rektale Tastuntersuchung. Diese Untersuchung wird ab 45 Jahren einmal im Jahr empfohlen, insbesondere wenn es in der Familie bereits Fälle von Prostatakrebs gab. Der PSA-Test wird allerdings nur in Ausnahmefällen von der Krankenkasse übernommen. 

  2. Darmkrebs

    • Ab 50 Jahren: Eine jährliche Stuhlprobe auf okkultes Blut wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Ab 55 Jahren ist zusätzlich alle zehn Jahre eine Darmspiegelung (Koloskopie) kostenlos.

  3. Hautkrebs

    • Ab 35 Jahren: Alle zwei Jahre können Männer eine Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung durchführen lassen. Besonders bei vielen Muttermalen oder einer familiären Vorbelastung sollte diese Untersuchung regelmäßig stattfinden.

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Weitere wichtige Untersuchungen, die du mit 40plus wahrnehmen solltest

Wer alle Möglichkeiten zur kostenlosen Früherkennung von Krebserkrankungen wahrnimmt, ist in puncto Gesundheitsvorsorge bereits gut aufgestellt. Vor allem bei Vorerkrankungen oder einer familiären Vorgeschichte zu einzelnen Krankheiten ist es empfehlenswert, sich regelmäßig und bereits vor dem empfohlenen Alter weiteren Vorsorgeuntersuchungen zu unterziehen. Zu den wichtigsten, zusätzlichen Früherkennungsmaßnahmen gehören:

  • „Check-up 35“: Ab 35 haben Frauen und Männer bei allen Krankenkassen einen gesetzlichen Anspruch darauf, alle zwei Jahre eine spezielle Kontrolluntersuchung wahrzunehmen, die der Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Nieren sowie Diabetes-Typ-2 dient.

  • Herz und Gefäße: Ab 30 werden Methoden wie die Doppler-Sonographie oder Echokardiographie von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet – allerdings nur bei einem begründeten Verdacht auf Herzfehler und Störungen der Herzfunktion.

  • Magen und Darm: Zusätzlich zur Darmkrebsvorsorge können Patienten mit Beschwerden im Margen-Darm-Trakt mithilfe eines Atemtests auf Heliobacterpylori-Infektionen (Hp-Bakterien) untersucht werden. Diese Bakterien stehen in Verdacht, das Magen- und Darmkrebsrisiko zu erhöhen. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Behandlungskosten nur bei einem konkreten Verdacht auf eine Erkrankung – oder als Untersuchung im Zuge einer Hp-Infektion.

  • Zahnvorsorge: Einmal pro Halbjahr übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Vorsorge beim Zahnarzt. Bei Patienten mit Parodontitis ist die professionelle Zahnreinigung darüber hinaus Bestandteil der kostenlosen Leistungen.

  • Glaukom-Früherkennung: Bei Risikopatienten wie beispielsweise Diabetikern werden die Behandlungskosten zur Feststellung von Grauem Star von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Allerdings reicht diese Methode nicht für eine eindeutige Glaukom-Diagnose aus, weshalb ggf. weitere Untersuchungen durchgeführt werden müssen.

Mehr Informationen:

Auf der Website der Versicherung HanseMerkur findest du nochmal einen Überblick der relevanten Vorsorgeuntersuchungen für jedes Alter. 

https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Brustkrebs/brustkrebs_node.html