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Durchfall bei Kindern: Was Eltern tun können

Kinder sind sehr häufig von Durchfall geplagt. | © Getty Images /  AaronAmat
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Kinder sind sehr häufig von Durchfall geplagt.

Das Horror-Szenario vieler Eltern: Das Kind kommt aus der Kita heim und hat plötzlich Durchfall. Hinzu kommen meist noch Bauchschmerzen, Übelkeit, im schlimmsten Fall Fieber. Der Familienalltag steht dann erst mal auf dem Kopf. Dass Kinder unter Durchfall leiden, ist keine Seltenheit: Neben einer Erkältung ist das die zweithäufigste Erkrankung bei den Kleinen. Meistens werden die Beschwerden durch Viren ausgelöst, aber auch eine Antibiotika-Behandlung kann zu Durchfall führen. Gerade bei Säuglingen und Kindern ist schnelles Handeln wichtig. Denn: Bei Durchfall verlieren Kinder viel Flüssigkeit sowie wertvolle Mineralstoffe und Elektrolyte, was das Risiko einer Dehydration (Austrocknung) erhöht. Erfahren Sie hier, welche Ursachen hinter Durchfall bei Kindern stecken, wie man diese am besten behandelt und welche weiteren Tipps Eltern helfen.

Ab wann handelt es sich bei Kindern um Durchfall?

In den ersten drei Lebensjahren erkranken Kinder im Schnitt zweimal im Jahr an akutem Durchfall. Da das Immunsystem von Kindern noch nicht so ausgereift ist wie das von Erwachsenen, stecken sie sich leichter mit Krankheiten an. Wenn das Kind einmal Durchfall hat, ist das aber noch kein Grund zur Panik. Vielleicht hat es nur das Essen nicht gut vertragen? Oder eine Unverträglichkeit entwickelt? Von einer Durchfallerkrankung spricht man erst dann, wenn ein Kind bis zu drei oder mehr dünne Stuhlentleerungen innerhalb von 24 Stunden hat. Die Konsistenz des Stuhlgangs ist dann verändert – von fest zu flüssig oder breiig. Meist kommt noch ein unangenehmer Geruch hinzu sowie Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Fieber und Schwindel. Wenn Durchfall plötzlich auftritt und nicht länger als zwei Wochen anhält, spricht man von akutem Durchfall. Dauern die Symptome länger als 14 Tage an, spricht man von chronischem Durchfall.

Wichtig: Je nach Alter und Ernährung variiert der Stuhlgang bei Kindern. So haben Säuglinge, die nur gestillt werden bzw. Milchnahrung erhalten, generell einen weicheren Stuhl als ältere Kinder, die bereits feste Nahrung zu sich nehmen. Bei Stillkindern ist ein Stuhlgang von bis zu 5 Mal pro Tag ganz normal. Erst wenn der Stuhlgang häufiger auftritt, dünnflüssig ist und unangenehm riecht, handelt es sich um Durchfall.  

Ursachen von Durchfall bei Kindern

In den meisten Fällen wird Durchfall bei Kindern durch Bakterien (z.B. Salmonellen, E. coli, Campylobacter) und Viren ausgelöst. Die bekanntesten Durchfallviren sind  Rota- und Noroviren. Vor allem die sogenannten Rotaviren sind die Übeltäter, wenn es um Durchfall bei Kindern geht.

Rotaviren

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind Rotaviren die häufigste Ursache für Darminfektionen bei Kindern.Insbesondere Kleinkinder im Alter von 6 Monaten bis 2 Jahren stecken sich mit den Erregern an, da sie in den jungen Lebensjahren noch keine Immunität entwickelt haben. Erst durch die mehrmalige Infektion mit den Viren bauen die Kids langsam eine Immunität auf.  Rotaviren sind vor allem zwischen Februar und April aktiv – in dieser Zeit ist eine Infektion am wahrscheinlichsten. Bereits ein bis zwei Tage nach der Ansteckung können sich die ersten Symptome einer Rotavirus-Infektion äußern:

  • Starkes Erbrechen

  • Wässriger Durchfall

  • Übelkeit

  • Fieber

  • Allgemeines Unwohlsein

  • Bauchschmerzen

  • Schweißausbrüche

Die Symptome können einen unterschiedlichen Schweregrad aufweisen. Das Tückische: Rotaviren sind hochansteckend – bereits 10 Viruspartikel reichen aus, damit sich ein Kind ansteckt. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich die Durchfallviren schnell mal in Kitas und Schulen ausbreiten. Die Übertragung erfolgt durch eine Schmierinfektion, d.h. die Keime werden über verschmutzte (nicht gewaschene) Hände, Gegenstände wie Türgriffe, Lichtschalter oder Spielzeuge weitergegeben. Im Fachjargon spricht man von einer fäkal-oralen Übertragung. Da sich Kinder oftmals nur schlecht bis gar nicht die Hände waschen, kommt es schnell zu einer Ansteckung bzw. raschen Verbreitung. Auch über Speisen, die mit dem Erreger verunreinigt sind, gelangen die Viren in den Körper. Nach etwa ein bis drei Tagen Inkubationszeit bricht die Krankheit aus.

Noroviren

Die zweithäufigsten Durchfall-Erreger sind Noroviren. Das Norovirus tritt vor allem zwischen Oktober und März auf, eine Infektion ist jedoch das ganze Jahr über möglich. In den Wintermonaten zwischen 2002 und 2008 kam es laut RKI in ganz Deutschland und in anderen europäischen Ländern zu besonders vielen Norovirus-Ausbrüchen. Grund dafür ist meist das mangelnde Hygieneverhalten. Wie auch das Rotavirus breiten sich Noroviren über Schmierinfektionen aus. Sie können bis zu mehreren Tagen auf Oberflächen und Gegenständen überleben. Die Inkubationszeit ist sehr kurz: Bereits nach sechs Stunden kann die Krankheit ausbrechen. Typisch für das Norovirus ist plötzlich auftretendes schwallartiges Erbrechen sowie starker Durchfall. Diese Symptome können ebenfalls auftreten:

  •  Bauchschmerzen

  •  Übelkeit

  • Kopfschmerzen

  • Abgeschlagenheit

  • Erhöhte Temperatur (eher kein Fieber)

Die Symptome halten in etwa ein bis drei Tage an. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Virus jedoch bis zu 14 Tage im Stuhl nachweisbar ist, weshalb das Ansteckungsrisiko bleibt. 

Weitere Ursachen für Durchfall bei Kindern

Neben einer viralen Infektion gibt es noch weitere Ursachen, warum Kinder unter Durchfall leiden können. Beispielsweise kann die Einnahme von Antibiotika zu Durchfall führen. Viele Kinder leiden zudem unter einer Nahrungsmittelallergie (z.B. auf Kuhmilch) oder einer Unverträglichkeit (z.B. Laktose oder Gluten). Auch eine ungesunde Ernährungsweise oder Probleme beim Abstillen können Durchfall bei Kindern begünstigen. Im Zweifel sollten die Ursachen mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin abgeklärt werden, vor allem, wenn der Durchfall immer wiederkehrt.

Wie lange ist Durchfall normal bei Kindern?

Eine Infektion mit Rotaviren kann unterschiedlich lange andauern. Zwischen 2-6 Tagen ist normal. Bei Noroviren ist die Krankheitsdauer kürzer – etwa 1-3 Tage. Achtung: Im Stuhl können die Viren über die Krankheitsdauer hinaus noch nachgewiesen werden – demnach sind Kinder in dieser Zeit auch ansteckend. Laut Infektionsschutzgesetz dürfen Kinder keine Gemeinschaftseinrichtung (Schule, Grundschule, Kita) besuchen, wenn sie an einer Durchfallerkrankung leiden. Erst 48 Stunden nach Abklingen der Symptome dürfen die Kinder wieder zurück in Kita und Schule. Näheres dazu kann Ihnen sicher Ihre Kinderärztin oder Ihr Kinderarzt sagen. 

Ab wann muss ich mit meinem Kind zum Arzt?

Im Allgemeinen sollten Eltern nicht zögern, wenn ihr Kind an Durchfall leidet und lieber frühzeitig einen Arztbesuch vornehmen. Das gilt ganz besonders bei Babys und Kleinkindern bis zu 2 Jahren. Das Risiko einer Dehydration ist umso höher, je jünger das Kind ist. Erste Anzeichen einer Austrocknung erkennen Sie daran, dass Ihr Kind trockene Lippen hat, einen dunkelgefärbten Urin, starken Durst und eingesunkene Augen. Bei Kleinkindern können Sie auch anhand der Hautfalte am Bauch oder Handrücken erkennen, ob es dehydriert ist. Hebt man die Haut mit Daumen und Zeigefinger an und bleibt diese stehen, ist das ein erstes Anzeichen einer Dehydration. Auch wenn zum Durchfall Symptome wie Fieber oder starkes Erbrechen hinzukommen, sollte man einen Arzt aufsuchen. Wenn das Kind benommen und schlapp ist oder Essen und Trinken verweigert, gilt das ebenfalls.

Kinder-Durchfall richtig behandeln

Die Folge von Durchfall ist ein hoher Flüssigkeitsverlust für den Körper. Speziell bei Kindern kann das gefährlich werden, denn der Verlust an Wasser und Elektrolyten kann Funktionen von Herz, Niere und Gehirn beeinträchtigen. Tritt also akut Durchfall bei einem Kind auf, haben zweierlei Dinge Priorität: der Ausgleich des Elektrolytverlusts und die Zufuhr von Flüssigkeit.

Zum Trinken geeignet sind ungesüßte Tees (z.B. Fenchel, Anis, Kamille) oder auch Gemüsebrühe. Von Cola oder anderen zuckerhaltigen Getränken wie Limo und Saft ist dringend abzuraten, da Zucker dem Darm nur Wasser entzieht und den Durchfall noch verschlimmern kann. Auch die Säure belastet den Darm nur zusätzlich.

Des Weiteren ist die Zufuhr von Elektrolyten bei Kinder-Durchfall sehr wichtig. Am besten lässt man sich hierzu in der Apotheke beraten. Dort gibt es spezielle Rehydratationslösungen mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, die auch Kindern schmecken. Das Pulver wird in Wasser aufgelöst und getrunken – die Einnahme ist also sehr kinderfreundlich. Damit das Kind nicht wieder erbricht, empfiehlt sich eine „häppchenweise“ Einnahme, zum Beispiel 1-2 Teelöffel mit kurzen Pausen dazwischen.

Auch Durchfallmittel, die auf Arznei-Hefe S. boulardii basieren, sind sehr bekömmlich für Kinder und versprechen eine zuverlässige Linderung bei akuten Durchfallbeschwerden. Der natürliche Wirkstoff bindet krankmachende Keime und unterstützt den Abtransport aus dem Darm, ohne sich dabei auf die natürliche Darmtätigkeit auszuwirken. Gleichzeitig hilft es bei der Regeneration der Darmflora. Arznei-Hefe ist übrigens zur Behandlung und zur Vorbeugung von Reisedurchfall geeignet. 

Die richtige Ernährung bei Kinder-Durchfall

Komplett auf Essen verzichten, sollten Kinder während einer Durchfallerkrankung nicht. Sobald der Appetit zurückgekehrt ist, ist es wichtig, dass Kinder etwas zu sich nehmen. Nur so können sie schneller wieder zu Kräften kommen. Wie sieht nun die richtige Ernährung bei Kinder-Durchfall aus? Ein No-Go sind auf jeden Fall sehr süße, fettige und scharfe Speisen. Diese reizen den Magen-Darm-Trakt nur zusätzlich. Auch Milchprodukte oder beispielsweise eine Sahnesoße sind aufgrund des hohen Fettgehalts eher ungeeignet. Gute Lebensmittel bei Durchfall sind stattdessen:

  • Pürierte/zerdrückte Bananen

  • Mit Schale geriebener Apfel

  • Haferflocken-Suppe

  • Zwieback

  • Gemüsebrühe

  • Gekochte Kartoffeln

  • Gekochte Karotten

  • Nudeln

  • Reis

Wenn das Kind noch gestillt wird, sollte das Stillen während des Durchfalls ganz normal fortgesetzt werden, so die Empfehlung der Nationalen Stillkommission. In dieser Zeit verzichtet die Mutter aber besser auf zuckerhaltiges, fettiges oder scharfes Essen.

Weitere Tipps für Eltern

  • Um das Kind zum mehr Trinken zu animieren, kann ein spielerischer Trinkbehälter oder ein Strohhalm helfen.

  • Auf kinderfreundliche Durchfallmittel mit Geschmacksrichtungen und in Pulverform setzen, die man leicht in Tee oder Brei mischen kann.

  • Damit Kinder schnell wieder fit werden, ist auch bei Durchfallerkrankungen Ruhe bzw. Bettruhe sehr wichtig.

  • Waschen Sie Ihrem Kind nach jedem Toilettengang und vor dem Essen die Hände und achten Sie auf eine gute Hygiene, damit nicht noch andere Familienmitglieder, insbesondere kleine Geschwister, angesteckt werden.

  • Versuchen Sie selbst ruhig zu bleiben. Geraten Eltern in Panik, spüren das die Kinder – und Stress schlägt ja bekanntlich auf den Magen. Bleiben Sie dagegen ruhig, fühlt sich auch Ihr Kind besser.

Durchfall bei Kindern vorbeugen

Am effektivsten vorbeugen lässt sich eine Ansteckung mit Durchfall-Erregern ebenfalls durch gründliches Händewaschen. Eine generell ausgewogene und gesunde Ernährung hilft dem Kind dabei, ein gutes Immunsystem aufzubauen, das Krankheitserreger leichter abwehren kann. Informieren Sie sich bei Ihrem*Ihrer Kinderarzt*Kinderärztin über natürliche Wege, die Darmflora eines Kindes aufzubauen. Zur Vorbeugung von Durchfall-Erkrankungen empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Impfung gegen Rotaviren (Schluckimpfung) für Säuglinge unter 6 Monaten, die seit 2013 angeboten wird

Die richtige Ernährung bei Durchfall

Ernährung bei Durchfall: Diese Lebensmittel sind gut geeignet. | © gettyimages.de | a_namenko
1 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Rotaviren.html