Jeder von uns vergisst mal was. Das ist im hektischen Alltag ganz normal und nicht weiter besorgniserregend. Doch es gibt auch Formen von Vergesslichkeit, die nicht mehr unbedenklich sind – wann Gedächtnislücken ernst werden, wie man sie beheben kann und welche Möglichkeiten Sie zum Vorbeugen haben.
Mit steigendem Alter nimmt normalerweise auch die uns allen bekannte Vergesslichkeit zu. Denn während wir älter werden, verlangsamen sich bestimmte Vorgänge in unserem Körper und Gehirn. Büßen wir nur unsere Merkfähigkeit etwas ein, unsere generelle geistige Leistungsfähigkeit erfährt dagegen keine Einschränkungen, ist alles "normal".
Hellhörig sollten Sie werden, wenn sich Ihre Gedächtnisleistung deutlich verschlechtert und Sie dadurch Einschränkungen im Alltag erleben. Also wenn Ihnen alltägliche Dinge wie Einkaufen, die Hausarbeit oder das Einhalten von Arztterminen und Verabredungen nicht mehr so leicht fallen.
Doch auch das muss nicht bedeuten, dass eine krankhafte Vergesslichkeit vorliegt – die meisten Frauen denken in dieser Situation schnell an eine Demenz. Erst wenn das Konzentrationsvermögen und der Orientierungssinn stark nachlassen oder wenn Ihre Lernfähigkeit eingeschränkt ist, sollte die Erkrankung zumindest in Betracht gezogen werden. Typisch für eine Demenz ist übrigens auch, dass Betroffene eine Veränderung ihrer Persönlichkeit durchleben. So werden eher sanftmütige Menschen mit der Zeit reizbarer und aggressiver oder selbstsichere Frauen wirken zunehmend ängstlich. Der Besuch Ihres Arztes ist in solchen Fällen empfehlenswert.
Typische Symptome für Demenz:
Getroffene Vereinbarungen und Verabredungen werden vergessen
Große Mühe, Gesprächen zu folgen
Vergessen von Personen oder Dingen
Verlegen von Gegenständen
Alltägliche Handlungen wie Einkaufen oder Putzen bereiten zunehmend Schwierigkeiten
Wortfindungsstörungen
Orientierungslosigkeit
Veränderung der Persönlichkeit
Depressive Verstimmungen
Was Sie außerdem bedenken sollten: Normalerweise tritt eine Demenz erst im höheren Lebensalter auf. Die Krankheit schreitet kontinuierlich oder in Schüben fort, der Verlauf zieht sich meistens über Jahre.
In erster Linie hilft es, sich nicht zu viele Gedanken über seine Vergesslichkeit zu machen. Denn oft stecken dahinter harmlose Ursachen oder ist nur unser stressiger Alltag schuld. Daneben gibt es eine Reihe an Maßnahmen, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen und mit denen sich aktiv etwas gegen den Beginn einer Demenz tun lässt.
Denn obwohl noch nicht alle Ursachen für die Entstehung einer Demenz bekannt sind, scheint unser Lebensstil eine gewisse Rolle zu spielen. In ihrer Leitlinie empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO daher diese Maßnahmen, um einer Demenz vorzubeugen:
Körperlich aktiv sein
Rauchen aufhören
Sich gesund und ausgewogen ernähren
Übergewicht und Adipositas besser abbauen
Weniger Alkohol konsumieren
Gezieltes Gedächtnistraining, zum Beispiel mit Logikspielen wie Sudoku oder Rätseln
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus und Bluthochdruck behandeln
Doch was ist, wenn meine Vergesslichkeit, Einbußen der geistigen Leistungsfähigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten doch einen ernsten Hintergrund wie Demenz haben? Die schlechte Nachricht lautet: Demenz ist nicht heilbar. Allerdings kann der Verlauf der Krankheit mit einer entsprechenden Behandlung verzögert und die Lebensqualität deutlich verbessert werden.
In ihrer aktuellen Leitlinie gibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie Empfehlungen für Medikamente, allerdings nur für die Alzheimer-Form der Demenz. Wenn eine andere Grunderkrankung die Demenz verursacht, wird Ihr Arzt diese mit einem passenden Medikament behandeln.
Die Fachgesellschaft empfiehlt bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz und der vaskulären Demenzform (verursacht von Durchblutungsstörungen im Gehirn) ohne Verhaltensänderungen außerdem den Heilpflanzenextrakt Ginkgo Biloba EGb 761. Betroffene können von der Wirksamkeit des Extraktes hinsichtlich ihrer geistigen Fähigkeiten profitieren. Das Präparat mit Ginkgo ist ohne Rezept in der Apotheke erhältlich.
Ein wichtiger Bestandteil der Demenz-Therapie sind nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden. Dazu gehören vor allem:
das Üben von alltäglichen Aufgaben, zum Beispiel Kochen, Aufräumen oder Einkaufen
Gedächtnistraining: Sudoku, Auswendiglernen von Texten, zum Beispiel Gedichte oder Witze
Logopädie
Bewegungstherapie: Besonders geeignet ist Tanzen, denn das Trainieren von Schrittfolgen oder verschiedenen Figuren fördert Konzentration und Kurzzeitgedächtnis. Weitere Optionen sind Tai-Chi oder Qi Gong.
Verhaltens- und Psychotherapie
Stimulation durch Musik, Aromen oder Licht, zum Beispiel Klangtherapie mit Steinen
Ernährung bei Demenz: Blaubeeren beispielsweise enthalten Anthocyane (pflanzlicher Farbstoff), die den Abbau des Botenstoffs Dopamin verzögern und dadurch die Gedächtnisleistung verbessern. Ein Vitamin-D-Mangel könnte im Zusammenhang mit einem Rückgang der Gehirnleistung stehen. Die zu den B-Vitaminen gehörende Folsäure schützt Gehirnzellen vor dem Absterben.
Angehörige sollten in die Behandlung einbezogen werden. Dabei wird hauptsächlich der Umgang mit Demenzkranken im Alltag vermittelt. Es ist zum Beispiel sinnvoll, Stolperfallen aus dem Umfeld des Betroffenen zu entfernen und wichtige Gegenstände gut sichtbar zu platzieren.