Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Völlegefühl oder Bauchschmerzen melden sich gerne mal zum unpassendsten Zeitpunkt. Oft ist man ratlos und kann sich nicht genau erklären, warum die Verdauung wieder beleidigt ist. War es das Essen vom Italiener gestern? Oder der Wein? Neben der Ernährung gibt es einen weiteren Faktor, der vor allem bei Frauen die Verdauung beeinflusst – und zwar die Hormone. Während der Periode oder der Menopause haben Frauen häufig mit Durchfall, Verstopfung oder Blähungen zu kämpfen. Kommt Ihnen das gerade bekannt vor? Keine Sorge, damit sind Sie sicher nicht allein. Warum das so ist und wie Sie die hormonbedingten Beschwerden sanft lindern können, erfahren Sie hier.
*Was wir noch sagen wollen: Wir schreiben hier zwar allgemein, dass Frauen häufiger Verdauungsprobleme haben, jedoch gibt es natürlich unter ihnen auch solche, die keine Menstruation bekommen. Außerdem kann das Thema auch nicht-binäre Personen und transmaskuline Menschen, die ihre Menstruation haben, betreffen.
Es ist kein Geheimnis: Die Hormone spielen eine große Rolle im weiblichen Körper. Das macht sich spätestens dann bemerkbar, wenn es zu hormonbedingten Schwankungen während der Periode, den Wechseljahren oder einer Schwangerschaft kommt. Die Hormonschwankungen können sich auf die Haut, die Haare, die Psyche – und leider auch auf die Verdauung auswirken.
Schuld ist zum einen das Hormon Progesteron. Das sogenannte Gelbkörperhormon wird verstärkt in der zweiten Zyklushälfte (also nach dem Eisprung) produziert und hat eine muskelentspannende Wirkung. Klingt erstmal positiv, allerdings bewirkt dies leider auch, dass der Darm träge wird und langsamer arbeitet. Es dauert länger, bis das Essen verdaut wird und Luft im Bauch kann sich leichter bilden. Die Folgen sind Blähungen, Verstopfung oder Völlegefühl.
Genau das Gegenteil macht das Hormon Prostaglandin, das vor allem während der Menstruation aktiv ist. Das Gewebehormon ist verantwortlich für die Krämpfe im Unterleib, die viele Frauen während ihrer Periode verspüren, denn Prostaglandin sendet dem Körper das Signal zu krampfen und sich zusammenzuziehen. Da Darm und Uterus nicht weit voneinander entfernt sind, wirken sich die Hormone auch auf den Darm aus. Infolgedessen wird die Verdauung angeregt und es kann zu Durchfall kommen.
Mit den Wechseljahren verändert sich die Periode. Der Zyklus wird unregelmäßiger, der Eisprung bleibt öfter aus, die Dauer der Menstruation kann sich verlängern oder verkürzen. Ein sinkender Östrogenspiegel führt auch in dieser Lebensphase dazu, dass der Magen-Darm-Trakt träger wird und Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl und Bauchschmerzen die Folge sind.
Die Hormone sind nicht die einzigen Übeltäter, die Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen können. Diese Faktoren spielen ebenfalls eine große Rolle:
Stress: Stress kann Darmprobleme auslösen oder bestehende verstärken. Psyche und Verdauung sind eng miteinander verbunden – man spricht hier vom sogenannten „Bauchhirn“. Der Magen-Darm-Trakt verfügt über ein eigenes Nervensystem. Botenstoffe wie Dopamin oder Serotonin, die für unser Wohlbefinden wichtig sind, werden nicht nur im Gehirn, sondern auch im Darm gebildet. Bauchhirn und Kopfhirn kommunizieren fleißig miteinander – und wenn die Psyche nicht glücklich ist, ist es der Darm auch nicht. Kein Wunder, dass wir uns oftmals nicht nur gestresst, sondern auch aufgebläht und verstopft fühlen.
Unausgewogene Ernährung: Zu viel Zucker, Fett oder Fertigprodukte stören die Darmflora und können Verdauungsbeschwerden zur Folge haben. Zudem gibt es viele blähende Lebensmittel, die Luft im Bauch begünstigen. Dazu gehören leider auch gesunde Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder Obst in Form von Rohkost. Viele Menschen reagieren auch auf Milchprodukte mit Blähungen und Magenschmerzen. Wie wir essen, ist ebenfalls entscheidend. Zu hastiges Kauen, unter Stress essen oder späte Mahlzeiten machen den Darm nicht glücklich.
Richtige Ernährung: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist in Sachen Darm die halbe Miete. Integrieren Sie probiotische Lebensmittel in Ihren Speiseplan, achten Sie auf ausreichend Ballaststoffe und trinken Sie viel Wasser. Es kann auch helfen, beispielsweise während der Periode, auf stark blähende Lebensmittel wie Kohl, Zwiebeln und Hülsenfrüchte zu verzichten, um die Verdauung zu entlasten. Hören Sie auf Ihren Bauch – wenn er ein Lebensmittel nicht mag, wird er in der Regel „gesprächig.“
Viel Bewegung: Ohne Bewegung wird die Verdauung schlapp und träge, sodass Verstopfung und Völlegefühl vorprogrammiert sind. Bauen Sie ausreichend Bewegung in Ihren Alltag ein, ein Spaziergang kann manchmal schon Wunder bewirken. Insbesondere bei Beschwerden während der Periode kann die sanfte Yoga-Einheit auch gegen Unterleibsschmerzen helfen.
Tipp: So können Sie Ihre Verdauung im Homeoffice unterstützen
Pflanzliche Helfer: Bei Verdauungsbeschwerden haben sich viele Heilpflanzen aus der Natur bewährt. Dazu zählen Kümmel, Fenchel, Kamille und Pfefferminze. Zubereitet als Tee beruhigen die pflanzlichen Wirkstoffe den Darm, wirken krampflösend und schmerzlindernd. Bei stärkeren Beschwerden eignen sich auch pflanzliche Arzneimittel aus der Apotheke, die die wirksamen Bestandteile der Heilpflanzen in hoch dosierter Form liefern können.
Wärme: Nichts ist wohltuender als die Wärme einer Wärmflasche, um den Bauch (und bei Bedarf auch die Psyche) zu beruhigen. Durch die Wärme entspannt und entkrampft sich die Muskulatur.
Gelassenheit und Entspannung: Versuchen Sie zu akzeptieren, dass Blähungen oder ein rumorender Bauch jeden Menschen treffen können und ganz normal sind. Sich deshalb zu schämen und zu stressen, macht es meist nur schlimmer (siehe Bauchhirn). Mit Ruhe und Gelassenheit können Sie auch hormonbedingten Darmbeschwerden besser begegnen. Auch die richtige Atmung, zum Beispiel in Form einer Meditation, hilft gegen Blähbauch und Co.