Tipps für angehörige

Nur etwas vergesslich? Diese Anzeichen sind Warnsignale

Reife Frau spricht mit einer Freundin | © gettyimages.de| vgajic
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Vergesslichkeit im Alter ist oftmals harmlos, doch es gibt Warnsignale, die man nicht ignorieren sollte. Für Angehörige ist es meist nicht leicht, das Thema anzusprechen.

Ihre Mutter findet ständig ihre Lesebrille nicht? Ihr Partner kommt vom Einkaufen zurück und hat schon wieder die Milch vergessen? Oft wissen wir in diesen Fällen nicht, ob wir lachen oder uns Sorgen machen sollen. Schließlich vergisst jeder mal was, auch in jungen Jahren. Ein von Stress und Hektik geprägter Alltag macht es da nicht einfacher. Doch je älter die Betroffenen sind, desto mehr beschleicht einen ein ungutes Gefühl. Ist die Vergesslichkeit noch normal oder schon besorgniserregend? Dass kognitive Leistungen im Alter abnehmen, ist nichts Ungewöhnliches. Doch es gibt Warnzeichen, die darauf hindeuten, dass die Vergesslichkeit nicht mehr ganz so normal ist. Das Problem: Viele Menschen wollen diese Warnsignale nicht wahrhaben und versuchen sie vor anderen zu verstecken. Erste Gedächtnisprobleme oder Konzentrationsschwächen gesteht man sich nur ungern ein. Dabei ist es wichtig, bei einer nachlassenden Gedächtnisleistung frühzeitig zu handeln, um den Therapieerfolg zu erhöhen. Daher sind die Menschen im Umfeld gefragt. Erfahren Sie hier, auf welche Anzeichen für Vergesslichkeit Sie achten sollten und wie man im Verdachtsfall das Gespräch mit seinen Liebsten behutsam suchen kann.

Vergesslichkeit: Prozesse im Gedächtnis

Tagtäglich nimmt das Gehirn unzählige Eindrücke und Informationen auf, verarbeitet und speichert diese. Informationen, die als unwichtig bewertet werden, werden zurückgedrängt und schaffen Platz für neues Wissen. Wenn Erinnerungen nur noch selten oder nie abgerufen werden, sortiert unser Gehirn diese in den Hintergrund. Vergesslichkeit ist somit ein aktiver und normaler Prozess des Gedächtnisses. Die kanadischen Hirnforscher Paul Frankland und Blake Richards definieren Vergesslichkeit sogar als ein Zeichen von Intelligenz.1 Denn intelligente Menschen vergessen kleine, unwichtige Details und fokussieren sich auf das Wesentliche. Doch selbst in jungen Jahren lässt uns das Gedächtnis in stressigen Phasen oder bei Schlafmangel mal im Stich. Der Unterschied ist, dass man sich mit Mitte 30 keine Gedanken darüber macht, wenn man mal einen Termin vergisst. Mit 50 oder 60 ist das etwas anderes. Je älter man wird, desto mehr wird Vergesslichkeit mit Besorgnis betrachtet. Hinter Vergesslichkeit muss aber nicht gleich eine ernsthafte Erkrankung wie Demenz oder Alzheimer stecken. Mit zunehmendem Alter ist es normal, dass die Gedächtnisleistung abnimmt, vor allem das Kurzzeitgedächtnis lässt nach. Folglich fällt es schwerer, uns Dinge zu merken oder Informationen abzurufen.

Dennoch kann Vergesslichkeit auch immer ein Anzeichen dafür sein, dass die geistige Leistungsfähigkeit nachlässt und etwas nicht stimmt. Aus diesem Grund ist es wichtig, Anzeichen und Warnsignale ernst zu nehmen – sowohl bei sich selbst als auch bei anderen. Ehrlich zu sich selbst zu sein, ist dabei oftmals am schwierigsten. Deshalb sind Betroffene meist auf Angehörige angewiesen. Bei einem Verdachtsfall in der Familie oder im Freundeskreis ist es wichtig, das Gespräch zu suchen. Um jedoch keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und Betroffene grundlos zu beunruhigen oder gar vor den Kopf zu stoßen, sollte der Verdacht begründet sein. Woran erkennt man, ob Vergesslichkeit noch normal oder schon Grund zur Sorge ist?

Warnsignale bei Vergesslichkeit

Vergesslichkeit sollte man dann ernst nehmen, wenn sie regelmäßig oder sogar dauerhaft auftritt. Tückisch ist: Das Nachlassen der Gehirnleistung passiert oft schleichend, sodass man erste Warnsignale leicht übersieht oder vielleicht nicht wahrhaben will. Wegschauen ist nur leider der falsche Weg. Je früher man die Warnsignale und damit die Ursache für kognitive Leistungseinbußen bei seinen Liebsten erkennt, desto höher sind die Chancen einer erfolgreichen Therapie.

Wenn Sie die folgenden Anzeichen bzw. Symptome über längere Zeit bemerken, sollten Sie aufmerksam werden:

  • Erlebnisse, die noch nicht lange zurückliegen, werden vergessen

  • Gehörte oder gelesene Informationen können immer schlechter abgerufen werden

  • Häufige Wortfindungsstörungen

  • Probleme, einem Gespräch zu folgen und aufmerksam zuzuhören

  • Längere Reaktionsfähigkeit in Unterhaltungen

  • Alltägliche Situationen, die früher leichtgefallen sind, werden plötzlich zur Herausforderung (z.B. Bügeln, Binden einer Krawatte …)

Folgende Warnzeichen sind dabei sehr ernst zu nehmen:

  • Vergessen von Erlebnissen, die erst wenige Minuten her sind

  • Auffallende Probleme bei alltäglichen Situationen (z.B. Kochen, Waschen)

  • Alltagssituationen können nur noch mit fremder Hilfe gemeistert werden

  • Wiederholung der gleichen Fragen innerhalb kurzer Zeit

  • Wiederholtes Erzählen von Geschichten innerhalb kurzer Zeit (z.B. einer Stunde)

  • Plötzliche Orientierungslosigkeit in bisher vertrauten Umgebungen (z.B. Verlaufen im Park, in dem man täglich Gassi geht)

  • Veränderungen in sozialen Beziehungen wie leichte Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und Ungeduld

Diese Warnsignale können bereits auf eine fortgeschrittene Gedächtnisstörung hindeuten und sollten in jedem Fall ärztlich abgeklärt werden.

Im Selbsttest können Sie herausfinden, ob Ihre Vergesslichkeit noch normal ist. Wichtig: Der Test ersetzt keine ärztliche Diagnose.

Vergesslichkeit bei Angehörigen: Tipps & Hilfe

Hat man die Warnzeichen erkannt, steht einem der schwierigste Schritt noch bevor. Wie spricht man das Thema bei Familienmitgliedern oder Freunden an? Folgende Tipps können Ihnen dabei helfen, das Gespräch zu suchen sowie die richtigen Worte zu finden:

  1. Fingerspitzengefühl ist gefragt. Gehen Sie behutsam und mitfühlend vor. Überlegen Sie sich, wie Sie selbst gerne behandelt werden würden.

  2. Stellen Sie sich darauf ein, dass die erste Reaktion oft eine Abwehrhaltung ist. Niemand gibt gerne zu, aufgrund des Alters vergesslich zu werden.

  3. Vermeiden Sie es von Demenz, Alzheimer oder direkt von Krankheiten zu sprechen. Bleiben Sie lieber bei „Vergesslichkeit“.

  4. Schlagen Sie ganz allgemein einen Gesundheits-Check-up vor.

  5. Wenn Sie sich große Sorgen machen und die Warnsignale zunehmen, können Sie auch selbst einen Arzt oder eine Ärztin kontaktieren und um Rat bitten.

  6. Erinnern Sie sich selbst und Ihre Liebsten daran, dass Ungewissheit oftmals schlimmer als eine klare Diagnose ist. Im Zweifel lässt man Auffälligkeiten lieber zu früh als zu spät abklären.

Vergesslichkeit: Was kann man tun?

Wussten Sie, dass bereits ab dem 25. Lebensjahr bestimmte Gedächtnisfunktionen und die Konzentrationsfähigkeit abnehmen? Zum Glück kann man die Gedächtnisleistung in jedem Alter unterstützen und damit Erkrankungen vorbeugen. Werden Sie bei den ersten Anzeichen von Vergesslichkeit aktiv. Integrieren Sie Gedächtnistraining wie Puzzeln oder Logikspiele in Ihren Alltag. Versuchen Sie es mit Tanzen und lernen Sie neue Choreografien auswendig. Das Schöne: Unser Gehirn ist ein Leben lang lernfähig. Achten Sie außerdem auf ausreichend Schlaf, viel Bewegung sowie eine ausgewogene Ernährung. Ergänzend dazu gibt es auch Hilfe aus der Natur, wie die Behandlung mit Ginkgo (wie z.B. dem Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761®), mit der die geistige Leistungsfähigkeit gestärkt werden kann.

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Reife Frau hält Nervennahrung in den Händen | © iStock.com | AnnaStills
1 https://www.utoronto.ca/news/why-forgetting-really-important-memory-u-t-research