Jeder Mensch hat ein inneres Kind. Sie können dieses innere Kind als ein zusammengesetztes Abbild der ersten Lebensjahre sehen, als ein Flickenteppich der Entwicklungsstufen, die Sie durchlaufen haben. Was Sie damals erlebt haben, hat sie nachhaltig geprägt. Aber wenn das Erlebte nicht einfach oder gar traumatisch, war, dann gilt es ihr inneres Kind zu heilen. Dafür gibt es verschiedene Techniken und Methoden.
Das Bewusstsein für das innere Kind kann vielen von uns helfen, sich an leichtere, sorglose Jahre zu erinnern. Allerdings verbindet nicht jeder und jede die eigene Kindheit mit Spiel und Spaß. Wenn Sie Vernachlässigung, ein Trauma oder anderen emotionalen Schmerz erlebt haben, erscheint Ihnen Ihr inneres Kind vielleicht verletzlich und schutzbedürftig. Oder Sie verstecken Ihr inneres Kind und vergraben den Schmerz. Das wird Ihr Trauma nicht heilen, viel mehr wird das Trauma von damals im Erwachsenenleben wieder auftauchen und sich in Form von neuen Problemen in aktuellen persönlichen Beziehungen äußern.
Um mit der Heilung zu beginnen, so erklären es Expert*innen, muss zunächst die Anwesenheit des inneren Kindes anerkannt werden. Jeder und jede kann auf seine Art und Weise mit dem inneren Kind in Kontakt treten. Aber viele sprechen es ganz direkt an. Danach gilt es genau hinzuhören, was das innere Kind zu sagen hat. Vielleicht erzählt es von Wut über unerfüllte Bedürfnisse, vom Verlassen werden oder Ablehnung, aber auch Schuld, Scham oder Angst sind häufige Themen. Diese lassen sich anschließend häufig mit Ereignissen in der Kindheit verknüpfen. Wiederholen sich ähnliche Situationen – wie beispielsweise das Verlassen werden – im Erwachsenenalter, kommt das innere Kind in uns zum Vorschein. Wer jetzt auf die Gefühle des inneren Kindes hört und sie zulässt, anstatt sie zu verdrängen, wird den erlebten Kummer langsam, aber sicher verarbeiten können.
1. Schreiben Sie einen Brief
Um einen Dialog zu eröffnen und den Heilungsprozess einzuleiten, empfehlen Expert*innen häufig, einen Brief an Ihr inneres Kind zu schreiben. Sie können aus der erwachsenen Perspektive Situationen aufklären, die sie damals verletzt haben. Oder Sie nutzen den Brief, um dem inneren Kind Zuspruch und Trost zu spenden. Wer in dem Brief Fragen stellt wie etwa, „Was brauchst du von mir?“, der löst oft Denkanstöße aus, die zu weiteren wichtigen Themen führen.
2. Versuchen Sie Meditation
Meditation hat viele unterschiedlichste Vorteile für die körperliche und geistige Gesundheit, aber einige Auswirkungen beziehen sich direkt auf die Arbeit mit dem inneren Kind. Zum einen fördert Meditation nämlich eine achtsame Selbstwahrnehmung und lehrt alltäglichen Gefühlen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dieser achtsame Umgang mit Emotionen macht es einfacher, Situationen zu erkennen, die traumabedingte Reaktionen auslösen. Es gibt sogar eine angeleitete Visualisierungsmeditation, um sich das innere Kind vorzustellen oder es sogar als Erwachsener zu „besuchen“.
3. Schreiben Sie Tagebuch als Ihr inneres Kind
Schreiben ist ein tolles Ventil, um Erlebtes, schwierige oder verwirrende Erfahrungen und emotionale Turbulenzen zu verarbeiten. Genau wie das Niederschreiben von Gefühlen helfen kann, Muster im Erwachsenenleben zu erkennen, die man möchte, kann Schreiben aus der Perspektive des inneren Kindes helfen, zu erkennen, wann, wo und wie Schwierigkeiten in der Kindheit begonnen haben. Nutzen Sie Ihre Vorstellungskraft oder auch Fotos aus der Kindheit und beschreiben Sie Schlüsselmomente aus der Sicht Ihres inneren Kindes. Wie haben Sie sich damals gefühlt? Was hat diese Situation ausgelöst? Warum war sie so prägend?
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