Klar, wenn am nächsten Tag ein wichtiges Meeting ansteht oder sich eine Migräneattacke anbahnt, ist an leidenschaftlichen Sex meist nicht zu denken. Wird die Flaute im Bett aber zum Dauerzustand, leidet nicht nur das Liebesleben, sondern oft die gesamte Partnerschaft darunter. Umso wichtiger ist es, den Ursachen auf den Grund zu gehen – und der Lust auf die Sprünge zu helfen.
Für frisch verliebte Paare ist zu wenig Sex meistens kein Thema. Kurz nach dem Kennenlernen kann man von der oder dem Liebsten gar nicht genug bekommen – auch im Bett. Je länger die Beziehung dauert, desto mehr Routine schleicht sich in den Alltag und damit auch ins Liebesleben ein. Wenn die Gedanken um Stress im Job, quengelnde Kinder oder gesundheitliche Probleme kreisen, ist an regelmäßigen, lustvollen Sex oft nicht mehr zu denken. Die gute Nachricht für alle Betroffenen: Phasen, in denen das körperliche Verlangen nach dem Partner nachlässt, sind ganz normal und kommen auch in den stabilsten und harmonischsten Beziehungen mal vor.
Geht die Lust auf Sex jedoch über einen längeren Zeitraum oder sogar dauerhaft verloren, wird die eigentlich schönste Nebensache der Welt für viele Paare zur Belastung. Betroffene vermissen trotz der fehlenden Libido meist die Intimität mit ihrem Partner und fürchten, dass ihre Beziehung daran zerbrechen könnte. Dann gilt es den Ursachen auf die Schliche zu kommen - und offen darüber zu sprechen.
Die Ursachen sexueller Unlust sind vielfältig. Wer beruflich in einer stressigen Phase steckt, ständig mit dem pubertierenden Nachwuchs streitet oder sich aus anderen Gründen in einem emotionalen Ausnahmezustand befindet, hat automatisch weniger Verlangen nach Sex. Häufig sind es auch ungelöste oder verdrängte Konflikte, die verhindern, dass beide Partner sich einander hingeben können.
Auch körperliche Beschwerden, zum Beispiel Verstopfung, Blähungen oder andere Magen-Darm-Probleme, können die Lust im Keim ersticken. Wenn man ständig Bauchschmerzen oder Panik vor dem nächsten Gang zur Toilette hat, rücken Gedanken an unbeschwerten Sex verständlicherweise in weite Ferne. Oftmals tritt sexuelle Lustlosigkeit auch als Nebenwirkung von Medikamenten auf. Vor allem Präparate, die bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischen Krankheiten verschrieben werden, können die Libido beeinträchtigen. Zu den pharmazeutischen Lustkillern zählen unter anderem Antidepressiva, bei denen in bis zu 80 Prozent der Fälle sexuelle Störungen auftreten.
Wichtig: Wenn hinter sexueller Unlust eine körperliche oder psychische Erkrankung steckt, sollten Sie das Problem nicht auf die leichte Schulter nehmen. Eine Schilddrüsenunterfunktion oder Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis bringen nicht nur das Liebesleben aus dem Takt, sondern sind ernstzunehmende Gesundheitsprobleme, die ein Arzt untersuchen und behandeln sollte. Äußern sich parallel zur sexuellen Unlust folgende Symptome, sollten Sie sich unbedingt von einem Fachmann untersuchen lassen:
häufige Müdigkeit
chronische Verdauungsbeschwerden
Angststörungen
Inkontinenz
Mangelnde Libido wird oft als weibliches Problem abgestempelt. Tatsächlich gibt es einen entscheidenden Faktor, der bei Frauen häufig für sexuelle Lustlosigkeit verantwortlich ist: hormonelle Veränderungen. Wenn der Hormonhaushalt sich während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren umstellt, sorgen die durcheinander geratenen Botenstoffe auch dafür, dass die Lust auf Sex schwindet. Und mal ehrlich: Fühlt man sich in seiner Haut unwohl und hat mit Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder einem Blähbauch zu kämpfen, ist es vollkommen okay, wenn man einfach nur kuscheln möchte, statt sich im Bett mit wilden Sexstellungen zu verausgaben.
Wie das Liebesleben sich wieder ankurbeln lässt, hängt in erster Linie davon ab, welche Ursachen der Libidoverlust hat. Regel Nummer eins: Machen Sie sich nicht verrückt, wenn es im Bett zeitweise nicht rund läuft. Wer sich selbst unter Druck setzt oder sich sogar dazu zwingt, häufiger mit dem Partner zu schlafen, erreicht eher das Gegenteil und hat noch weniger Freude an Intimität als zuvor. Und: Reden Sie miteinander. Manchmal reicht bereits ein klärendes Gespräch oder die Aufarbeitung eines bisher unbewältigten Konflikts, damit das körperliche Verlangen zurückkehrt.
Lassen die (sexuellen) Probleme sich gemeinsam mit dem Partner nicht lösen, kann es sinnvoll sein, einen Experten mit ins Boot zu holen. Eine Paartherapie hilft dabei, die Ursache für die sexuellen Probleme zu finden und zusammen mit dem Therapeuten eine Strategie zu entwickeln, mit der Situation umzugehen und neue Wege zu einem erfüllten Liebesleben zu finden.
Wenn ein körperlicher Auslöser für die gehemmte Lust verantwortlich ist, sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt zurate ziehen. Frauen, die beispielsweise Schmerzen beim Sex haben und deshalb Intimität mit dem Partner vermeiden, sollten bei ihrem Gynäkologen abklären lassen, ob es eine organische Ursache für die Beschwerden gibt. In den Wechseljahren führt unter anderem Scheidentrockenheit häufig dazu, dass der Geschlechtsverkehr sich für die Frau alles andere als angenehm anfühlt. Gleitcreme oder durchblutungsfördernden Medikamente können helfen.
Um die Libido anzuregen, können Sie Ihren Speiseplan mit Lebensmitteln und Gewürzen aufpeppen, die auf natürliche Weise luststeigernd wirken. Dazu zählen unter anderem Scharfmacher wie Ingwer, Chili oder Knoblauch, aber auch Fenchel, Spargel, Wasserkresse und Avocado.
Auch Ginkgo, eine asiatische Heilwurzel, soll als pflanzliches Aphrodisiakum wirken und dank der enthaltenen Aminosäuren die sexuelle Lust anregen. Diese Wirkung wird auch der südamerikanischen Maca-Pflanze nachgesagt, die angeblich schon die Inka nutzten, um Potenz, Fruchtbarkeit und Orgasmusfähigkeit zu steigern.
Um wieder Spaß am Sex zu haben, sollten Sie Lustkiller wie Dauerstress und Überforderung im Beruf oder privat soweit wie möglich abschalten. Wer Stressfaktoren bewusst reduziert und sich im turbulenten Alltag regelmäßig Ruhepausen gönnt, steht weniger unter Strom und hat mehr Zeit für Zärtlichkeiten mit dem Partner. Was zur aktiven Entspannung beiträgt? Zum Beispiel regelmäßige Bewegung, viel Schlaf, Yoga, Pilates, Tai-Chi, Meditation oder autogenes Training.
Wenn der Körper sich in den Wechseljahren im hormonellen Ausnahmezustand befindet, können bestimmte Nahrungsmittel die Beschwerden lindern. Ausgleichende Wirkung, die auch der Libido zugutekommt, haben unter anderem Chiasamen, Lein- und Hanföl, die reich an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sind. Denselben Effekt haben Hülsenfrüchte, Granatäpfel oder Walnüsse, die pflanzliches Östrogen enthalten.
Apropos Östrogen: Auch ein Wechsel der Anti-Baby-Pille oder der Umstieg auf eine nicht-hormonelle Verhütungsmethode kann dazu beitragen, dass die Lust auf Sex zurückkehrt. Besprechen Sie am besten mit Ihrem Gynäkologen, welche Art der Empfängnisverhütung am besten zu Ihrem Hormonhaushalt passt.