Caroline Link hat einen gefühlvollen Film über Hape Kerkelings Kindheitstrauma gedreht. Mit DONNA spricht die ausgezeichnete Regisseurin darüber, wie schwierig es war, die Vergangenheit des Comedy-Stars zu verfilmen.
Sie ist eine Meisterin darin, die Gefühle ihrer oft jungen Protagonisten in große, berührende Kinobilder zu verwandeln: Dafür ist die Regisseurin Caroline Link, 54, im Herbst 2018 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Nun kommt „Der Junge muss an die frische Luft“ ins Kino (Deutschlandstart: 25. Dezember 2018), der auf den Kindheitserinnerungen von Hape Kerkeling basiert.
Eigentlich, Frau Link, hatten Sie ja gar keine Zeit für Hape Kerkeling.
Stimmt. Ich plane von langer Hand und hatte schon zugesagt, „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ zu drehen. Und dann lag ich im Skiurlaub mit einem Kreuzbandriss im Bett und hatte das Drehbuch über Hapes Kindheit dabei. Nach der letzten Seite war klar: Vergiss den Plan, das musst du jetzt noch vor dem „rosa Kaninchen“ machen. Ich war so hingerissen.
Obwohl der Stoff nicht leicht ist.
Nein. Ich habe Hape gefragt: Wie stellst du dir den Ton des Films vor? Es gibt viele lustige Episoden, aber eben auch den tragischen Freitod seiner Mutter. Das war für ihn als Junge natürlich furchtbar, da gibt es nichts zu relativieren, das muss ernsthaft erzählt werden. Auf der anderen Seite ist es eine sehr optimistische Geschichte. Es war mir wichtig, eine glaubwürdige Balance zu finden – zwischen Trauer und Leichtigkeit.
Waren Sie schon vorher Hape-Fan?
Ich kannte viele seiner Sketche – zum Beispiel als er die Königin Beatrix gespielt hat. Ich war neulich in Schloss Bellevue und meinte: Mensch, hier ist doch der Hape als Königin vorgefahren! Das könne heute nicht mehr passieren, wurde mir vom Sicherheitspersonal versichert.
Sie sind beide Jahrgang 1964. War der Dreh für Sie eine Reise in die Kindheit?
Oh ja. Ich komme aus einer ganz ähnlichen Welt wie Hape, ebenfalls aus der Provinz, nur aus Hessen. Und hatte ebenfalls Onkel und Tanten und Großeltern, in denen der Krieg noch nachhallte.
Was sagt Hape zum Film?
Anfangs hatte er Sorge, es könne zu finster werden. Ich denke, jetzt ist er zufrieden mit der Umsetzung seines Romans. Es ist nun mal eine sehr private Angelegenheit, und ich glaube, der Film geht ihm extrem nah. Er wünscht sich natürlich, dass das Publikum positiv reagiert und emotional mitgeht.
Hatten Sie Bedenken, die Lebensgeschichte eines lebenden deutschen Kulturguts wie Kerkeling zu verfilmen?
Nein. Ich wollte den Film ja nicht machen, weil es die Kindheit von Hape Kerkeling ist, sondern die bewegende Geschichte eines Jungen. Aber es ist natürlich beeindruckend, dass hinter einem so großen Komiker ein solches Trauma steht.
Ruhrpott 1972. Der pummelige, neunjährige Hans-Peter (Julius Weckauf) wächst auf in der Geborgenheit seiner fröhlichen und feierwütigen Verwandtschaft. Sein großes Talent, andere zum Lachen zu bringen, trainiert er täglich im Krämerladen seiner Oma Änne (Hedi Kriegesgott). Aber leider ist nicht alles rosig. Dunkle Schatten legen sich auf den Alltag des Jungen, als seine Margret (Luise Heyer) nach einer Operation immer bedrückter wird. Für Hans-Peter ein Ansporn, seine komödiantische Begabung immer weiter zu perfektionieren.
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