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Gründerin im Porträt: Lea-Sophie Cramer, „Amorelie“

Porträt von einer lachenden Lea-Sophie Cramer.  | © PR
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Der Hype um die Serie „Sex & the City“ und die „Fifty Shades of Grey“-Romane inspirierte Lea-Sophie Cramer zur Gründung des Online-Shops für Liebesspielzeug AMORELIE.

Lea-Sophie Cramer wollte mit ihrem Geschäftspartner den schlechten Ruf von Sexspielzeug beenden – und gründete den Online-Shop Amorelie, der seit seinem Start im Jahr 2013 schnell zu einem der erfolgreichsten Start-ups Deutschlands wurde. Die Start-up-Gründerin im DONNA-Porträt.

DONNA Online: Was haben Sie vor Ihrer Selbstständigkeit gemacht?
Meine Karriere habe ich bei der Boston Consulting Group begonnen. Eigentlich wollte ich hier einige Zeit bleiben, viel lernen und dann einen Leave nehmen, um meinen Master zu machen, weil ich nach meinem Bachelor sofort angefangen hatte zu arbeiten. Über einen Freund von der WHU habe ich mich dann aber mit Oli Samwer getroffen, der mir von seinen Vorhaben beim Rabatt-Portal Groupon berichtete. Ich war total fasziniert davon, wie viel Enthusiasmus er ausstrahlte und wie er für seine Ideen brannte. Ich wusste, wenn ich mich auf sein Jobangebot einlassen würde, wäre das eine riesige Herausforderung, an der ich unglaublich wachsen würde.

So wechselte ich noch in meiner Probezeit zu Groupon, wo ich später als Vice President International für den gesamten asiatischen Markt verantwortlich war. Mit 23 Jahren habe ich mich in einer stark von Männern geprägten Geschäftswelt durchgesetzt und später die Leitung von 1.200 Leuten und elf Ländern übernommen – eine extrem lehrreiche Erfahrung. Dennoch: Mein Wunsch, ein eigenes Unternehmen aufzubauen, war irgendwann so groß, dass ich nach Berlin zurückkam, um meinen Ideen zu folgen.

Wie kam Ihnen die Idee zu AMORELIE?
Aus unserer Sicht war es einfach Zeit dafür. Die Idee zu AMORELIE entwickelte sich damals aus verschiedenen Erlebnissen. Zum einen gab es diesen riesigen Hype um „Sex & the City“ und die „50 Shades of Grey“-Bücher, durch die uns ein offenerer Umgang mit dem Thema Liebesleben in der Gesellschaft auffiel. Die Beate Uhse-Aktie stürzte immer weiter in den Keller. Beim Design-Online-Shop Fab.com zählten Luxus-Vibratoren zu den am besten verkauften Produkten – offensichtlich lag das auch an dem stylischen Shopping-Umfeld. So kamen wir ins Grübeln: Scheinbar fehlte ein Ort, an dem man sich in inspirierender Atmosphäre und diskret online über Liebesspielzeug informieren konnte. Im stationären Handel richteten sich die Läden stark an eine männliche Kundschaft, online war es kaum anders. Dabei war die neue, wachsende Zielgruppe vor allem weiblich. Mein Mitgründer Sebastian Pollok und ich überlegten, wie der Laden aussehen müsste, in dem wir selber gerne einkaufen würden – und so war die Idee geboren.

Welche Tipps würden Sie Frauen geben, die von einem eigenen Start-up träumen, aber sich bisher nicht getraut haben, sich selbstständig zu machen?
Der größte Fehler, den viele zukünftige Gründer/-innen machen, ist zu denken, dass ihre Geschäftsidee unbedingt geheim bleiben sollte. Das Gegenteil sollte der Fall sein: Redet mit so vielen Freunden, Unternehmern und Investoren wie möglich über die Idee und holt deren Kritiken und Ratschläge. Möglichkeiten zum Austausch gibt es viele, man findet sie beispielsweise bei Konferenzen wie der NOAH, in Co-Working Spaces wie Ahoy (Berlin) oder dem Betahaus (Berlin) oder indem man seinen Businessplan bei Venture Capital-Unternehmen wie Cherry Ventures, Paua Ventures oder der German Startups Group pitcht. Oftmals ist dabei das negative Feedback am hilfreichsten. Baut euch frühzeitig ein Netzwerk auf, um darauf zurückgreifen zu können, wenn ihr es braucht. Ein Netzwerk funktioniert durch Sympathie, Geben und Nehmen – es hilft also, erst einmal Input zu geben, bevor man aus dem Netzwerk schöpfen kann.

Was waren die größten Hürden bei der Umsetzung Ihrer Idee?
Zu Beginn dachten wir, dass wir durch ein perfektes Online-Marketing den Markt gewinnen werden. Aufgrund unserer Produkte und Industrie konnten wir zum Großteil jedoch nicht auf die klassischen Online-Marketingmaßnahmen wie beispielsweise Retargeting, Google Display Ads oder Facebook Ads zurückgreifen. Glücklicherweise hat unser neuartiges Geschäftsmodell von Beginn an starke mediale Aufmerksamkeit bekommen, weshalb sich dies nie zu einem echten Problem entwickelte. Im ersten Gründungsjahr haben wir hauptsächlich durch unsere PR-Maßnahmen Bekanntheit gewonnen und dies so ausgleichen können.

Was war für Sie bisher der größte Erfolg, den Sie mit AMORELIE hatten?
Die Kooperation mit dem Drogeriemarkt dm ist für uns ein ganz besonderer Meilenstein. dm ist die größte Drogerie-Kette Deutschlands und sowohl in der Vermarktung ihrer Produkte als auch in der Produktauswahl sehr innovativ. Für uns der ideale Partner, um unser Vorhaben, Liebesspielzeug in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, weiter umzusetzen. Zudem sind wir inzwischen zu einem signifikanten Maß selber Hersteller von Sextoys und verändern damit zunehmend die Design- und Qualitätsansprüche der Kunden. Das ist ein Bereich, den wir auch zukünftig weiter ausbauen möchten. Ein weiterer Erfolg ist auch unser großartiger AMORELIE Adventskalender, den wir dieses Jahr nun bereits in der fünften Edition anbieten und der tausenden Singles und Paaren eine aufregende Vorweihnachtszeit beschert hat. Er versinnbildlicht sehr gut unsere Vorstellung von einem erfüllten Liebesleben: abwechslungsreich, leidenschaftlich, sinnlich, vertraut und doch immer wieder eine Überraschung.

Wie geht es weiter mit AMORELIE?
Wir möchten zukünftig natürlich noch weiter wachsen und internationaler werden. Auch denkbar ist, unser Produktsortiment noch breiter zu gestalten. Generell finden wir alle Produkte toll, die das Liebesleben noch schöner machen und das Schlafzimmer in einen gemütlichen, aber auch aufregenden Ort verwandeln. AMORELIE soll die größte europäische Lifestyle-Marke für intime und intensive Momente (mit deinem Partner) werden.

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Lea-Sophie Cramer, Gründerin von Amorelie mit DONNA-Online-Redakteurin Ramona.
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Lea-Sophie Cramer, Gründerin von Amorelie mit DONNA-Online-Redakteurin Ramona.
Foto: DONNA