Duft

Original oder Fälschung? Das sollten Sie über Fake-Düfte wissen

Parfum Hugo Boss Original und Fälschung | © Yves Forestier, Getty Images
© Yves Forestier, Getty Images
Billig-Imitate teurer Designer-Düfte – sogenannte Dupes – sind auf den ersten Blick kaum von den Originalen zu unterscheiden.

36 statt 86 Euro für einen Designer-Duft? Gerade zur Weihnachtszeit haben nachgemachte Parfums Hochsaison. DONNA erklärt, was Sie bei Fake-Düften beachten sollten.

Je näher der Heilige Abend rückt, desto intensiver umwehen uns Vanillewolken und Jasminschwaden in Einkaufszentren und Innenstädten: Parfums sind, nach Gutscheinen, das beliebteste Weihnachtsgeschenk – laut Statistik bekommt jeder Zweite einen Flakon überreicht. Düfte faszinieren uns durch ihre Geschichten und die großen Namen dahinter, durch kostbare Zutaten und ihre unmittelbare Wirkung. Ohne dass der Verstand sich einmischen könnte, wecken sie Erinnerungen und zielen direkt ins Gefühlszentrum. Das ist ein kunstvoll komponierter Luxus, der auch seinen Preis hat. Und deshalb boomen billige Fälschungen, Kopien und Nachahmungen von Markendüften besonders in der Vorweihnachtszeit.

Lukratives Geschäft mit Fake-Parfums

2016 beschlagnahmte der deutsche Zoll insgesamt 646 170 gefälschte oder illegal gehandelte Kosmetikprodukte im Wert von knapp 42 Millionen Euro. Allein im letzten Dezember entdeckte der Hamburger Zoll drei Container, in denen 100 000 Parfumflakons verborgen waren. Verkaufswert: rund 8,5 Millionen Euro. Die steigenden Zahlen belegen zwar die immer effektivere Arbeit, doch bei 1000 Containern pro Tag allein im Hamburger Hafen – einer der Drehscheiben des internationalen Schmuggels – können die Beamten nur Stichproben machen. Der Geschäftsführer des VKE-Kosmetikverbands Martin Ruppmann schätzt die Ausbeute der Beauty-Schmuggler auf mehrere Hundert Millionen Euro pro Jahr. Die Fälschungen kommen meist aus China, Hongkong oder Osteuropa – rein optisch inzwischen so gut gemacht, dass selbst Experten kaum einen Unterschied feststellen können. Erst recht nicht der Verbraucher, der das Produkt online lediglich auf einem Foto sieht, bevor er auf „kaufen“ klickt.

Sind Billig-Düfte gesundheitsschädlich?

„Produktpiraten arbeiten wie moderne Unternehmen. Sie setzen auf global verzweigte Vertriebsnetze und nutzen das Internet als Marketing- und Vertriebsplattform“, so der Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt und Markenpiraterie. Und sie wissen um das Schnäppchen-Gen der Deutschen. Martin Ruppmann: „Die deutschen Verbraucher sind sehr preisorientiert, 36 statt 86 Euro für einen Designerduft wirken da natürlich extrem reizvoll. Viele Konsumenten überweisen den Betrag und erhalten dann ein Plagiat.“ Welches Risiko bei Fälschungen außerdem droht, zeigt ein Prozess, der gerade im britischen North Staffordshire zu Ende ging: Das verurteilte Paar hatte über Social-Media-Kanäle vermeintliche Christian-Dior-Parfums (Originalwert 175 000 Pfund) angeboten, die einen hohen Anteil an Methanol enthielten – eine giftige Substanz, die nicht nur zu Hautirritationen führen, sondern auch Augen und Nervensystem schädigen kann.

Online-Handel mit Parfum-Imitaten zum Schnäppchenpreis

Auch Internet-Riesen wie Amazon und Ebay werden seit Jahren um mehr Wachsamkeit gebeten. E-Commerce-Experten gehen von mindestens zehn Prozent Fälschungen in ihrem Parfumangebot aus. Aktuell geben die Plattformen zumindest Hinweise, die auf Fälschungen (auf Englisch „Counterfeits“) schließen lassen: „Bei diesem Produkt (Parfum) handelt es sich um einen EU-Import, dadurch kann im Einzelfall der Duft ein wenig abweichen.“ Typisch für Plagiate, so weiß man beim Zoll, sind auch Flakons, die als „Sonderedition“ oder „Sondergröße“ deklariert werden. Dies soll erklären, wieso der Duft in dieser Form sonst nirgendwo zu finden ist – und somit ein Vergleich unmöglich ist. Besonders beliebt: „33 ml“ – eine Größe, die regulär nicht angeboten wird. „Jeder sollte sich bewusst machen, was ihm selbst passieren kann und was er damit unterstützt“, so Ruppmann. „Volkswirtschaftliche Schäden etwa durch Arbeitsplatzverluste, die Duldung von Kinderarbeit und menschenunwürdigen Produktionsbedingungen bis hin zur Querfinanzierung von Drogen- und Waffenschmuggel.“

Dupes: kopierte Aromen, neue Namen

Die äußere Form von Parfums lässt sich rechtlich schützen, der Duft selbst praktisch nicht. Denn dafür müsste für jede Komposition, jede neue Charge, die genaue chemische Zusammensetzung angegeben, veröffentlicht und patentiert werden. Diesen Umstand machen sich Hersteller von Dupes (vom Englischen to dupe = vortäuschen, betrügen) zunutze. Sie bieten ganz legal Produkte an, die großen, begehrten Markenparfums ähneln sollen, aber anders aussehen als das Original. Ein Spritzer Selbstkritik ist manchmal dabei: „Me too! Homme“ – „Nachahmer! Mann“ – heißt etwa einer der Bestseller der Firma Milton Lloyd. Fünf Pfund verlangen die Briten für jedes ihrer Wässerchen, die online unter verschiedenen Brands gelistet sind. Bei Perfume Parlour entdeckt man „Blacky Opiamz for Women“ und „C-est laa Vee Bell for Women“ mit der Zusatzinfo: „Enthält Noten vergleichbar zu denen in…“ Und auch in deutschen Supermärkten und Drogerien stehen sehr günstige Düfte, wie etwa „La Rive“ oder „Suddenly“, die sich ebenfalls von bestehenden Parfums – äh – inspirieren ließen. Die Floskel „riecht wie…“ liest man allerdings nirgends, denn das ist bei uns verboten.

Käufer jedoch dürfen Vergleiche ziehen und sorgen auf Blogs dafür, dass Listen kursieren, in denen das 3,95-Euro-Fläschchen als Duft-Zwilling des 80-Euro-Markenparfums genannt wird. Selbst Nischen- und Independent-Düfte kleiner Manufakturen werden zunehmend „nachempfunden“. Die Kreateure um ihre Leistung bringen, sich selbst und andere gefährden – das riecht nach mehr als Ärger. Wer den vermeiden will, wählt statt der Parfum-Plagiate lieber das Original. Gibt’s in der Parfümerie und in Online-Shops mit dem Siegel „Autorisierter Online-Händler“.

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